Personalmangel in der Luftverkehrsbranche

Nach den Corona-Lockerungen zieht es uns wieder in ferne Länder: Endlich wieder mit dem Flieger in den Urlaub. Doch das stellt auch den Frankfurter Flughafen vor ein Problem. Während der Pandemie wurden tausende Stellen gestrichen – nun fehlt das Personal, um das wieder ansteigende Passagieraufkommen zu bewältigen.

Lange Wartezeiten, genervte Fluggäste: Die bevorstehende Sommersaison droht, im Chaos zu versinken. Erste Anzeichen mehren sich in Stoßzeiten bereits jetzt. Egal ob bei den Passagierkontrollen oder vor allem auf dem Rollfeld bei der Flugzeugabfertigung: Überall fehlt es an Personal, mit weitreichenden Folgen.
Thomas Richter, Vorstandsvorsitzender Arbeitgeberverband Bodenabfertigung: „Wir rechnen tatsächlich mit größeren Störungen. Sei es mit Flugausfällen, aber mit Sicherheit Verspätungen. Und teilweise kann es dazu führen, dass die eine oder andere Maschine ohne Koffer der Passagiere vom Flughafen geht.“
Nach dem Rekordjahr 2019 und dem Corona-Einbruch ist die Zahl der täglichen Passagiere am Frankfurter Flughafen inzwischen wieder auf über 150.000 in Spitzenzeiten angestiegen. Das Problem: In der Krise hat Flughafenbetreiber Fraport rund 4.000 Stellen abgebaut und konnte das bislang nicht ausgleichen. In Stoßzeiten fehlen rund 30 Prozent an Bodenpersonal.
Dieter Hulick, Unternehmenssprecher Fraport AG: „Aktuell sucht unsere Tochter FraGround neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Gepäck- und Bodenabfertigung. In diesem Jahr wollen wir bis zu 1000 Beschäftigte neu einstellen.“
Doch selbst Fraport-Chef Stefan Schulte bezweifelt, dass auch nur annähernd so viele neue Mitarbeiter gefunden werden können. Denn der Personalmarkt ist nahezu leergefegt, viele ehemalige Flughafenmitarbeiter haben sich während der Corona-Pandemie einen neuen Job in einer anderen Branche gesucht. Jetzt auf Anhieb geschultes Personal einzustellen, ist auch wegen der hohen Sicherheitsanforderungen im Luftverkehr schwierig. Denn neue Angestellte müssen erst eine langwierige Zuverlässigkeitsprüfung durchlaufen.  Und das in Frankfurt verbliebene Personal stößt an seine Grenze, die Stimmung ist schlecht.
Christoph Miemietz. Gewerkschaftssekretär ver.di: „Das führt natürlich zu einer hohen Belastung im Personal, das führt zu einer hohen Krankheitsquote. Die liegt unseres Wissens gerade bei circa 20 Prozent, was natürlich zu weiterem Personalmangel führt. Und die Fraport kommt nicht damit nach, entsprechend neues Personal zu rekrutieren.“
Um kaum zu bewältigende Stoßzeiten zu vermeiden, versucht der Flughafenbetreiber derzeit, einzelne Flüge in ruhigere Tageszeiten zu verlegen. Doch das ist im internationalen Flugnetz nicht immer möglich. Sollte sich die Personalsituation bis zu den Sommerferien nicht zumindest etwas bessern, hat der Frankfurter Flughafen den Neustart endgültig verschlafen.