Panzerausbildung: Artillerieschule in Idar-Oberstein soll ukrainische Soldaten ausbilden

Seit zweieinhalb Monaten führt Russland Krieg gegen die Ukraine. Seitdem hat sich viel verändert. Auch die deutsche Position, keine schweren Waffen an die Ukraine zu liefern, gehört der Vergangenheit an. Deutschland liefert nun auch die Panzerhaubitze 2000 und wird auch ukrainische Soldaten an der Artillerieschule in Idar-Oberstein daran ausbilden. Vor Ort ist man darüber geteilter Meinung.

Die Artillerieschule in Idar-Oberstein. Sie gilt als einer der weltweit besten Ausbildungsorte für schwere Kriegsgeschütze wie die Panzerhaubitze 2000. Diese Aufnahmen zeigen, wie vor einigen Jahren litauische Soldaten an dem Artilleriegeschütz ausgebildet wurden. In dieser Woche sollen auch Soldaten aus der Ukraine ihre Ausbildung hier beginnen. Viele Menschen in Idar-Oberstein finden das richtig.
Dieter Hahn, Leiter einer Diamantschleiferei
„Wenn man bereit ist, die Panzerhaubitzen zu liefern, machts ja keinen Sinn, die zu liefern und die Leute können sie nicht bedienen. Und da wir nun einmal die Artillerieschule in Idar-Oberstein haben, ist das zwangsläufig.“
Claudia Christ, Leiterin eines Parfumladens
„Ich bin dafür, dass die ukrainischen Soldaten ausgebildet werden militärisch und alles bekommen, was sie brauchen, um Putin plattzumachen.“
Gut sechs Wochen lang sollen rund 20 ukrainische Soldaten mit Vorkenntnissen an der Panzerhaubitze ausgebildet werden. Sieben Haubitzen will die Bundeswehr an die Ukraine liefern, doch über den Nutzen sind sich Militärexperten uneins. Der ehemalige Oberst Ralph Thiele aus Nickenich sagt, die Lieferung der Haubitzen alleine reiche nicht aus.
Ralph Thiele, Präsident EuroDefense
„Wo es mangeln wird, ist das Taktische. Dazu braucht man ein Feuerleitsystem, Adler heißt das in dem Fall, mit dem man das macht – und genau das gibt es nicht mit. Das heißt also, das, was man eigentlich machen würde, die Exzellenz der Ausbildung, nämlich mit dem Feuerleitsystem im Verbund mit anderen, das alles perfekt machen, damit man schneller, besser ist und das gemeinsam wirken kann, dieser Teil wird eher kurz kommen.“
Unklar sei auch, was die Ausbildung der Ukrainer für die Rolle Deutschlands im Ukrainekrieg bedeutet. Ein Gutachten des wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages zitiert einen Völkerrechtler, der sagt, Deutschland könnte damit „den gesicherten Bereich der Nichtkriegsführung verlassen“, also zur Kriegspartei werden.
Was könnte das für Idar-Oberstein bedeuten? Eine Interviewanfrage beim Oberbürgermeister bleibt unbeantwortet. Unter den Einwohnern zeigen sich manche besorgt.
Brigitte Schuler, Rentnerin
„Ich finde das nicht alles in Ordnung. Also, ich finde wohl, dass denen geholfen werden muss. Aber ich habe halt Angst, dass das Ganze eskaliert, dass wir da auch mit reingezogen werden, dass wir da auch dann richtig betroffen sind.“
Angelika Roth, Hausfrau
„Mein Gefühl halt eben, dass, wenn es wirklich Krieg gibt, dass wir dann total betroffen sind, ja. Dass dann also auch hier Schüsse fallen, Kanonen, Bomben.“
Aus Sicht von Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht beginnt die Kriegsbeteiligung allerdings erst, wenn Bundeswehrsoldaten in die Ukraine geschickt werden. Ob sich bereits ukrainische Soldaten in Idar-Oberstein aufhalten, darüber herrscht Ungewissheit.