Offene Stellen auf dem Ausbildungsmarkt

Wir haben zu wenig Fachkräfte – das haben Sie sicher schon oft gehört. Das Problem beginnt aber schon damit, dass Auszubildende und Firmen irgendwie erst gar nicht mehr zusammenfinden oder es schlicht zu wenig Azubis gibt. Zum ersten Mal seit fünf Jahren gab es in Hessen im vergangenen Ausbildungsjahr mehr Ausbildungsstellen als Bewerber.

Jakob Hess ist Azubi im zweiten Lehrjahr. Mit seiner Ausbildung zum Anlagemechaniker für Sanitär Heizung und Klima hat er sich einen wohnortnahen Job mit Zukunft ausgesucht.
Jakob Heß, Auszubildender im 2. Lehrjahr
„Mir liegt Handwerk, ich mag Handwerk. Ich habe schon immer schon gerne gebaut, gebastelt, sonst was gemacht. Und da dachte ich mir, ich probier’s mal aus. Ich schreibe mal ein paar Bewerbungen, durfte hier dann drei Tage ein Probepraktikum machen.“
Und kurze Zeit später kam die Zusage. Doch so reibungslos läuft es nicht immer. Denn der Bedarf hessischer Betriebe an Auszubildenden ist weiterhin hoch. Im vergangen Ausbildungsjahr wurden in Hessen im Vergleich zum Vorjahr zwar sechs Prozent mehr Ausbildungsstellen angeboten. Dafür sank die Zahl der Bewerber um etwa vier Prozent. Und damit gab es in Hessen zum ersten Mal seit fünf Jahren mehr Stellen als Bewerber.
Tarek Al-Wazir, B’90/Die Grünen, Wirtschaftsminister Land Hessen
„Der Markt hat sich gedreht. Früher suchten die Ausbildungssuchenden einen Ausbildungsplatz, jetzt suchen die Firmen Auszubildende. Und wir als Politik wollen natürlich alles dafür tun, um bekannt zu machen, dass es keine Sackgassen mehr gibt. Man muss nicht Abitur machen, um am Ende in die Hochschule gehen zu können. In Hessen gibt es keine Sackgassen mehr. Wer eine abgeschlossene berufliche Ausbildung hat, der kann auch später an die Hochschule, wenn er das denn noch will.“
Unter den 140 Mitarbeitern der Firma Walz Gebäudetechnik befinden sich insgesamt 25 Azubis. Für mindestens fünf weitere gäbe es Bedarf. Der Geschäftsführer Hans-Heinrich Walz ist überzeugt: Der aus Deutschland kommende Nachwuchs reicht nicht aus. Daher setzt er verstärkt auf Fachkräfte aus dem Ausland. Um die auftretenden Sprachbarierren zu überwinden, hat er sich etwas einfallen lassen. Bis Ende nächsten Jahres baut die Firma einen Ausbildungscampus.
Hans-Heinrich Walz, Geschäftsführer Walz Gebäudetechnik
„Wo die Menschen sich abends nach der Arbeit treffen können, wo Sport gemacht werden kann, wo ein Pädagoge, eine Pädagogin drin ist. Wo wir in einem Bereich auch eine Kita mit unterbringen können. Und im Nebengebäude haben wir circa 30 Wohnungen geplant. Kleine Appartments und auch etwas größere. Sobald jemand mit Frau, Familie und Kind kommt, kann er auch dort wohnen.“
Angesichts der aktuellen Lage hat der hessische Wirtschaftsminister also alle Hände voll zu tun. Das Duell gegen die beiden Azubis Jakob Hess und Lukas Stein ging schon mal verloren. Beim Austausch eines Durchlauferhitzers auf Zeit haben er und Frank Martin von der Bundesagentur für Arbeit das Nachsehen. Die beiden Azubis haben, wie es scheint, die richtige Berufswahl getroffen.