Öl statt Gas für Mainzer Kraftwerk

Wie kommen wir durch diesen Winter? Russland liefert aktuell nur noch 20% der ursprünglichen Menge Gas nach Deutschland. Ob und wann der Hahn ganz zugedreht wird, kann niemand sagen. Klar ist aber: Für diesen Fall brauchen wir Alternativen. Eine steht in Mainz-Mombach.

Gestatten: Kraftwerk 2 – 45 Jahre alt und vor allem sehr flexibel, denn um Strom zu erzeugen, können diese Brennöfen entweder Gas oder Öl verbrennen.
Eigentlich hat Kraftwerk 2 ausgedient. Aktuell dient es nur noch als Reserve. Wenn zum Beispiel durch erneuerbare Energien nicht genug Strom ins Netz eingespeist wird, springt Kraftwerk 2 ein. Zurzeit noch mit Gas, aber:
Dr. Oliver Malerius, Vorstandsvorsitzender KMW Kraftwerke Mainz-Wiesbaden AG
„Wir wollen uns jetzt auf den Winter vorbereiten und wollen alternative Brennstoffe einsetzen, deswegen ist das Thema Öl hier im Gespräch. Die Hürden oder der Aufwand dabei, ist jetzt tatsächlich die Logistik des Brennstoffes. Wir müssen also Öl beschaffen, wir müssen Öl zwischenlagern in Tank und wir müssen natürlich auch die Verbrennung mit Öl gewährleisten, das ist aufwendiger, feuerungstechnisch aufwendiger. “
Hinzu kommt: Öl hat eine schlechtere Umweltbilanz.
Im Vergleich zu Gas entstehen bei der Verbrennung von Öl 30% mehr CO2. Zusätzlich wird Stickstoff freigesetzt. Die KMW kann das Kraftwerk deshalb nicht ohne Sondergenehmigung betreiben. Die steht noch aus.
Das Öl soll aus der sogenannten ARA-Region kommen – aus Amsterdam, Rotterdam und Antwerpen.
Dr. Oliver Malerius, Vorstandsvorsitzender KMW Kraftwerke Mainz-Wiesbaden AG
„In der Tat sind die ganzen Rohstoffmärkte im Moment angespannt. Das heißt, der Preis ist hoch und es wird ein Aufschlag verlangt auch für den Transport hierher. Aber wir denken trotzdem, dass wir uns auf diese Situation vorbereiten müssen und im Zweifel, wenn die Gasverstromung eingestellt wird, hier Öl bereitstellen können.“
Auch technisch soll dem nichts im Wege stehen. Zwar ist das Kraftwerk zuletzt jahrzehntelang nur mit Gas betrieben worden, doch die Ölleitungen wurden instand gehalten und regelmäßig gewartet.
Sollte also Gas noch knapper und das Stromnetz instabiler werden, kann Kraftwerk 2 kurzfristig Abhilfe schaffen, und durch das Verbrennen von Öl dann allein fast ganz Mainz mit Strom versorgen.