Öko-Winzer kämpfen gegen falschen Mehltau

„Der Pilz ist dieses Jahr eine echte Herausforderung.“ Das hört man aktuell überall von den Winzern in Rheinland-Pfalz und Hessen – besonders aber von den Öko-Betrieben. Denn die anhaltende Nässe durch die vielen Niederschläge bietet einen optimalen Nährboden für Pilze – und somit auch für Sorgen. Wir haben uns die Schäden im rheinhessischen Köngernheim angesehen und einen Öko-Winzer beim Kampf gegen den Pilz begleitet.

Routiniert steuert Markus Dietz seinen Schlepper durch die Reben. Um über 100.000 davon kümmert er sich in der Weinlage Köngernheimer Goldgrube täglich.
Ziel ist es, alle Trauben mit dem Spritzmittel Kupfer zu erreichen.
Das Schwermetall ist das einzige Bekämpfungsmittel, das Bio-Winzer gegen den falschen Mehltau, einem Pilzerreger, einsetzen dürfen. Doch das gelingt – wegen der anhaltenden Nässe – nicht flächendeckend.
Markus Dietz, Ökowinzer aus Köngernheim
„Wir haben nur dieses Jahr das große Problem, dass wir viele Niederschläge hatten. Wir hatten Anfang Juli 650 Liter Niederschlag und haben normal im Regeljahr 450 – 480 Liter. Wir haben jetzt letzte Woche noch mal 50 Liter draufbekommen, die Stöcke haben zwar viel Wasser, was wir gebraucht haben von den letzten Jahren um den Haushalt wieder aufzufüllen, aber momentan für die Pilzkrankheiten ist das das Todeskriterium bei uns im Weinbau, gerade im Bio-Weinbau.“
War noch im vergangenen Jahr die Hitze ein großes Problem, so ist es in diesem Jahr die hohe Feuchtigkeit. Sie begünstigt das Pilzwachstum der sogenannten Pernospora – des falschen Mehltaus.
Markus Dietz, Ökowinzer aus Köngernheim
„Also hier haben wir zum Beispiel ein Blatt, das besäht ist mit Pilzrasen. Wir nennen es Pilzrasen, weil die Sporen sich auf der Unterseite des Blattes vermehren. Es entsteht ein weißer Rasen, auf der Oberseite wird das Blatt gelb.“
Das Blatt stirbt ab. Die Sporen fallen auf den Boden und infizieren dabei auch die Trauben. Die anhaltende Feuchtigkeit bietet gerade ein ideales Klima für diese Pilzart.
Im Jahr dürfen Öko-Winzer nur maximal drei Kilogramm Kupfer pro Hektar einsetzen. Das Mittel muss also klug ausgebracht werden, um den Schaden zu begrenzen.
Markus Dietz, Ökowinzer aus Köngernheim
„Eigentlich wollen wir selber, wir Landwirte, von dem Kupfer weg, weil es sich im Boden anreichert. Ich sage einmal, drei Kilo Reinkupfer auf 10.000 Quadratmeter ist keine große Menge, aber es reichert sich über Jahre an und eigentlich wollen wir das gar nicht. Wir bräuchten jetzt von der Industrie oder auch von der Regierung die Zulassung wieder für phosphorische Säure und dann könnten wir den Pilz besser in Schach halten.“
Doch ob und wann das passieren wird, ist unklar.
In der aktuellen Saison rechnet Markus Dietz beim Riesling mit etwa 10% Traubenverlust. Beim Müller-Thurgau allerdings schon mit 30%.
Deshalb heißt es weiterhin: Den Schutzmantel ausbringen, damit die Winzer im September viele gesunde Trauben für die Lese haben.