Nibelungen-Festspiele erschreckend aktuell

Nachdem es im vergangenen Jahr vor dem Wormser Kaiserdom mal nicht um die Nibelungen, sondern um Luther ging, ist dieses Jahr wieder alles beim Alten. Diesmal sind die Königinnen die Hauptfiguren. Premiere der Festspiele ist zwar erst am 15. Juli – heute gab es aber schon mal erste Details.

Noch lässt sich der Wormser Kaiserdom trockenen Fußes erreichen. Bald wird es hier aber ziemlich nass werden! Eine riesige Wasserlandschaft soll vor dem Dom entstehen. Dazu viele Lichteffekte. Die Bühne: mal ziemlich großer Swimmingpool, mal verzauberter Wald mit Spiegeleffekt!
Roger Vontobel, Regisseur von „hildensaga.“
„Diese beiden Aggregatszustände des Wassers, die haben uns sehr interessiert, weil es in dem Stück auch oft um Wahrnehmung, Wirklichkeit und die Sicht auf eine Wirklichkeit porträtiert wird und daraus sozusagen Handlungsaspekte entstehen.“
Roger Vontobel hat schon 2018 „Siegfrieds Erben“ inszeniert. Damals waren die Männer die Hauptakteure, diesmal geht es um die Königinnen. Autor Ferdinand Schmalz legt den Fokus auf die Frauen.
Ferdinand Schmalz, Autor von „hildensaga.“
„Ja, ich hatte das Gefühl, das ist eigentlich das, was den Stoff von anderen mittelalterlichen Stoffen unterscheidet, dass die Frauen eben handlungsendscheidende Rollen haben. Diese Fokussiering auf die männlichen Helden, dass ist eher dann in den nationalistischen Lesweisen in den Vordergrund gekommen.“
Die Frauen sind Genija Rykova und Gina Haller. Als Brünhild und Kriemhild sollen sie die Frage beantworten, ob die Welt von Frauen gelenkt, eine bessere wäre.
Genija Rykova, spielt Brünhild
„Es ist mir schon bewusst, dass dieses Jahr das Augenmerk so auf die Frauen gelegt ist und uns da sehr viel Verantwortung übergeben wird, aber das ist die Verantwortung des gesamten Teams, auch der Männer, diese Geschichte neu zu erzählen.“
Einer dieser Männer wird von Werner Wölbern gespielt, Schauspieler und Professor an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt. Er freut sich darauf, in diesem Jahr in Worms mit dabei zu sein.
Werner Wölbern, spielt Wotan
„Ich freue mich sehr. Es ist das erste Mal für mich. Ich war vor drei Jahren hier, hab diesen Ort da auch gesehen bei einer Vorstellung, war sehr angetan von der Atmosphäre.“
In der Nibelungensage geht es um Eroberungen, um Kämpfe, um Mord. Für Intendant Nico Hofmann sind die Festspiele durch den Krieg in Europa in diesem Jahr erschreckend aktuell.
Nico Hofmann, Intendant der Nibelungenfestspiele
„Sie können manche Textzeilen gar nicht lesen, ohne nicht auch eine Erinnerung an die Ukraine zu haben, an das, was in der Ukraine gerade passiert. Deshalb bekommt das Stück für mich eine ganz seltsame Relevanz, eine ganz bedrückende Relevanz. Aber es ist dennoch ein Stück über die Nibelungen.“
Die Uraufführung von „hildensaga.ein Königinnendrama“ ist am 15. Juli. Stand jetzt können die Nibelungenfestspiele 2022 ganz ohne Corona-Maßnahmen vor dem Wormser Kaiserdom stattfinden.