Neues Starkregen-Frühwarnsystem im Kreis Fulda

Die Flutnacht des 14. Juli 2021 im Ahrtal. Was den Menschen in jener Nacht vor allem gefehlt haben dürfte, ist Zeit. Zeit, um sich und ihre Liebsten in Sicherheit zu bringen. Dafür hätte es jedoch eine frühzeitige Warnung geben müssen – die kam aber vielerorts nicht an. Im hessischen Landkreis Fulda möchte man den Gefahren durch Starkregen und Hochwasser nun mit einem Frühwarnsystem zuvorkommen.

Ein beschaulicher kleiner Fluss wird zur gefährlichen Flutwelle, ein vermeintlich harmloser Regenschauer überschwemmt Straßen und Häuser – und das innerhalb weniger Minuten. Immer wieder sorgt Starkregen in Hessen und Rheinland-Pfalz für Überschwemmungen und Zerstörung. Ein Frühwarnsystem mit verschiedenen Sensoren soll mögliche Gefahren nun frühzeitig ankündigen. Das Ziel: schneller sein als das Hochwasser.
Ramona-Margarita Ruppert, Projektleiterin
„Wir haben ein komplett neues Messnetz aufgebaut, aktuell für vier Pilotkommunen: Eichenzell, Ebersburg, Neuhof und Burghaun. Das sind 61 Sensoren unterschiedlicher Art. Einmal überwachen wir den Kanal, einmal überwachen wir das Gewässer und einmal schauen wir uns die Niederschlagsmenge an. Diese Daten werden in Echtzeit in eine Cloud übertragen, dort analysiert.“
Und im Ernstfall schlägt das System dann Alarm. Sowohl Verwaltungen, als auch Einsatzkräfte und Bürger sollen so wertvolle Vorlaufzeit bekommen, um sich auf die Lage einzustellen.
Adrian Vogler, Kreisbrandinspektor Landkreis Fulda
„In der Vergangenheit war es so, dass wir als Feuerwehr dann erst in den Einsatz kamen, wenn der Schaden schon eingetreten ist bei der Bevölkerung, und jetzt können wir wirklich agieren. Wir können Pegel beobachten, wir können eine Einsatzplanung treffen.“
Ein Team aus Vertretern des Amtes für Bodenmanagement Fulda und zwei Spezialfirmen haben das System entwickelt. Um die Bürger im Ernstfall auf unterschiedlichen Wegen zu erreichen, haben sie eine Internetseite und eine App entworfen, auf der sie sich registrieren können. Auch per Anruf soll gewarnt werden.
Je nach Gefahrenstufe wird den Bürgern geraten, was konkret zu tun ist.
Ramona-Margarita Ruppert, Projektleiterin
„Man schließt die Dachluken, man muss gucken, Tiefgaragen zu vermeiden, oder dann auch im schlimmsten Fall dass man sich in höher gelegene Stockwerke begibt.“
Etwa 920.000 Euro soll das Projekt insgesamt kosten. Über 800.000 Euro davon übernimmt das Hessische Digitalministerium.
Kristina Sinemus, CDU, Ministerin für Digitale Strategie und Entwicklung Hessen
„Andere Landkreise und Kommunen können ja dann das System, sowohl die Bürger-App, als auch die Web-App, als auch das System der Sensorik und der Datenmessung eins zu eins übertragen. Das heißt, sie müssen es nicht noch mal neu erfinden, hier wird es ausprobiert.“
Bis Ende 2023 sollen 200 Sensoren im Landkreis verteilt werden. Zerstörungen durch Starkregen ließen sich auch durch das Frühwarnsystem nicht verhindern, sagt Ruppert. Doch es könne zumindest wertvolle Zeit für alle verschaffen. Zeit, die am Ende auch Leben retten kann.