Neues Hochsicherheitslabor in Marburg
In der Welt der Virologie gibt es wohl kaum eine Stadt, die einen derart bekannten Namen hat wie Marburg: Wo einst der Chemiker Emil Behring Pionierarbeit bei der Entwicklung von Impfstoffen gegen Diphterie und Tetanus leistete und etwa 100 Jahre später das so genannte „Marburg-Virus“ entdeckt wurde, wird auch heute noch intensiv an besonders gefährlichen Krankheitserregern geforscht. Und weil das auch in Zukunft noch so sein soll, entsteht an der Uni Marburg gerade ein neues Viren-Forschungslabor der allerhöchsten Sicherheitsstufe.
Das Fundament ist bereits gegossen – heute nun die Grundsteinlegung für das neue Hochsicherheitslabor an der Marburger Uni: Schon bald sollen hier renommierte Wissenschaftler aus aller Welt unter idealen Bedingungen an Viren und Bakterien forschen. Und zwar so, wie es sonst nur an drei weiteren Standorten in Deutschland möglich ist: In der höchstmöglichen Sicherheitsstufe 4: Nichts, aber auch wirklich gar nichts darf von hier nach außen dringen.
Prof. Stephan Becker, Leiter Virologie Uni Marburg: „Es gibt zum einen mal technische Maßnahmen. Und das sind die Lüftungsanlagen, die wir da drin haben. Das sind die Filtersysteme, die wir in dem Labor haben. Es ist aber auch der Vollschutzanzug, den die Mitarbeiter tragen, der von außen belüftet wird. So dass der oder diejenige, die in dem Labor arbeitet, wirklich keinen Kontakt hat zu der Laborluft.“
Und das ist auch wirklich wichtig: Schließlich forschen die Wissenschaftler hier an extrem gefährlichen Krankheitserregern wie Ebola. Eine tödliche Bedrohung – gerade in Zeiten zunehmender Globalisierung.
Prof. Thomas Nauss, Präsident Philipps Universität Marburg: „Wir müssen davon ausgehen, dass im Klimawandel, im globalen Wandel noch mehr Pandemien entstehen, wie wir sie mit SarsCov2 jetzt zum ersten Mal in einer sehr modernen, technologisierten, vernetzten Welt erfahren haben. Dieses Labor wird einer der Orte sein, an denen man mit solchen hochpathogenen Viren arbeiten kann. Sie verstehen kann, um Therapeutika und Impfstoffe zu entwickeln.“
Das neu entstehende Gebäude soll das alte Hochsicherheitslabor aus dem Jahr 2008 ersetzen. Gesamtkosten für den Neubau: Rund 50 Millionen Euro. 5 Millionen Euro zahlt die Uni Marburg – den Rest teilen sich Bund und Land.
Timon Gremmels, SPD, Wissenschaftsminister Hessen: „Gerade die Region Mittelhessen ist hervorragend aufgestellt mit der Philipps-Universität hier, und auch mit der Uni in Gießen. Wir sind der Wissenschaftsstandort und auch der Gesundheitsstandort. Und hier in Forschung zu investieren, ist eine Investition in die Zukunft. Damit wir bei der nächsten Pandemie, die so sicher kommt wie das Amen in der Kirche, gut aufgestellt sind.“
Thomas Spies, SPD, Oberbürgermeister Marburg: „Was wir gerne möchten, und was wir gemeinsam mit dem Pharmastandort anstreben, ist, am Ende den Weg von der genialen Idee, von der herausragenden Erkenntnis im Labor über alle Zwischenstufen bis hin zum Produkt, das Menschenleben rettet, zusammenzuführen.“
Wenn alles nach Plan läuft, könnte das neue Hochsicherheitslabor bereits in knapp drei Jahren in Betrieb gehen: Und damit pünktlich zum 500. Geburtstag der Philipps Universität Marburg im Jahr 2027.