Neues ESA-Zentrum für Weltraumsicherheit in Darmstadt

Das Wetter ist das beliebteste Smalltalk-Thema. Kein Wunder, wo doch in unserem Alltag viel vom Wetter abhängt. Doch auch im Weltraum gibt es Wetter und das kann unter Umständen für uns noch viel wichtiger sein. Denn starke sogenannte Sonnenstürme können unter anderem Satelliten lahmlegen und für Stromausfälle sorgen. Gerade ist wieder so ein Sonnensturm in Richtung Erde unterwegs, wenn auch vermutlich ein eher moderater. Experten für Weltraumwetter sitzen unter anderem bei der Europäischen Weltraum-Organisation ESA in Darmstadt.

Es ist ein faszinierendes Naturschauspiel: Aurora Borealis, auch Polarlichter genannt. Sie entstehen, wenn geladene Teilchen aus dem Weltraum auf das Magnetfeld der Erde treffen. Was Touristen ins Schwärmen bringt, bereitet Wissenschaftlern eher Unbehagen.
Stefan Kraft, Physiker
„Es ist natürlich sehr schön, auf der anderen Seite ist da natürlich auch ein physikalischer Effekt dahinter, das heißt, das wird irgendwo generiert dieses Polarlicht und letztendlich ist das natürlich die Wechselwirkung unserer Sonne, das heißt, die Sonne emittiert letztendlich Teilchen und dieser Sonnenwind, der kommt zur Erde.“
Physiker sprechen dabei vom Weltraumwetter, denn es gibt viele Parallelen zum Wetter auf der Erde. Bei uns sorgen die Wolken für Niederschläge, im All ist es die Sonne.
Stefan Kraft, Koordinator Weltraumwetter-Beobachtungssystem
„Der Begriff des Regens oder des Niederschlags sozusagen, den gibt es halt im Wetter auf der Erde und dieser Niederschlag, den gibt es auch im Weltraumwetter sozusagen, nur das ist dann halt zum Beispiel der Niederschlag von Ionen, also geladenen Teilchen oder von Elektronen.“
Starke Sonnenwinde stören sensible Elektronik und unsere Kommunikation, denn die funktioniert heutzutage hauptsächlich über Satelliten im Weltall. Die Folgen: Störungen im Flugverkehr, das TV- und Handynetz bricht zusammen und sogar Blackouts gab es schon, weil Hochspannungswerke kollabiert sind. Es können Schäden in Milliardenhöhe entstehen. Auch für Astronauten sind Sonnenstürme sehr gefährlich.
Stefan Kraft, Physiker
„Das einzige, was man machen kann, das sind Vorwarnungen. Das heißt, man muss letztendlich versuchen, den Nutzer oder den Betroffenen zu informieren, zum Beispiel wenn durch diese Ströme, die induziert werden, bei den Elektrizitätswerken, wenn die das vorher wissen und vielleicht möglicherweise ein Generator durchbrennen könnte, dann wird denen Bescheid gesagt und die können dann praktisch die Kapazität runter fahren und sich drauf einstellen und dann entstehen auch weniger Schäden.“
Genau das hat die ESA sich zur Aufgabe gemacht. Seit 2009 baut sie ein großflächiges Netzwerk für Weltraumwetter auf. Sensoren am Boden und im All sammeln Daten und berechnen eine Prognose. Ziel ist es, künftig schon mehrere Tage im Voraus vor Sonnenstürmen warnen zu können. Einen wichtigen Baustein zur Überwachung des Weltraumwetters hat die ESA in Darmstadt gestern eröffnet.
Rolf Densing, ESA-Direktor für Missionsbetrieb
„Die Daten, die laufen zusammen in dem Space Safety Center oder Weltraumsicherheitszentrum, das wir hinter uns sehen und gehen von hier aus an die Nutzer weiter. Also, wir wollen wissen: Was sind die Sonnenaktivitäten, was macht die Sonne und kommt etwas in unsere Richtung, das Gegenmaßnahmen erfordert?“
Außerdem überwachen die Experten im neuen Zentrum die Flugbahn von Asteroiden, die der Erde gefährlich werden könnten sowie die Unmengen von Weltraumschrott, der bei einer Kollision im All das Aus für Satelliten bedeutet. Die Überwachung funktioniert nur mit internationaler Zusammenarbeit.
Josef Aschbacher, ESA-Generaldirektor
„Das ist natürlich Information, die mit unseren Agenturen ausgetauscht wird, und wenn es zum Thema Weltraumschrott kommt, natürlich, hier tauschen wir Informationen aus, einfach um sicher zu stellen, dass wir auch bekommen, was wir brauchen, aber auch, was wir Wissen anderen geben können, weil ohne gute Zusammenarbeit funktioniert es nicht.“
Der nächste große Schritt in Sachen Weltraumwetter ist die Vigil-Mission. Hierfür will die ESA in den kommenden Jahren einen Satelliten an einen neuen Punkt zwischen Erde und Sonne schicken. Von hier aus ist die Oberfläche der Sonne besonders gut sichtbar und messbar. So wird die Europäische Raumfahrtorganisation Sonnenstürme künftig noch früher und besser vorhersagen können.