Neues Buch über Ahrtalkatastrophe

 Andy Neumann wohnt in Ahrweiler. Er hat die Nacht zum 15. Juli vergangenen Jahres mit seiner Familie im eigenen Haus erlebt und überlebt. Darüber hat er einen Bestseller geschrieben. 50 000 Mal verkauft, der Erlös: 40 000 Euro. Spendengelder für die Opfer der Flutkatastrophe. Nach es  „Es war doch nur Regen“ hat der BKA-Beamte jetzt ein neues Buch veröffentlicht.

 “Denn machen wir uns nichts vor. Wenn in einem Land, in dem erkennbar nichts lähmender ist als die Bürokratie, hochrangigen Politikern nichts schlaueres einfällt, als den Menschen in ihrem Leid zu erklären, man werde ihnen schnell und unbürokratisch helfen, dann sollten sich diese bereits deswegen fragen, ob sie in ihrem Amt richtig sind. Gar nichts geht schnell und unbürokratisch in Deutschland und jeder Mensch weiß das. Es ist uns in die Wiege gelegt, das zu wissen. „
Es sind schärfere Töne, als im ersten Buch. Andy Neumann erzählt als Betroffener, als Opfer der Flutkatastrophe und als Sprecher für eine ganze Region, für die Bewohner des Ahrtals.
Andy Neumann, Autor
In ersten Linie habe ich mich in dem neuen, in dem zweiten Buch damit auseinandergesetzt, was so die großen Themen waren, die uns hier an der Ahr und mich persönlich auch bewegt haben. Also Katastrophenschutz, die Klimafrage, Helferstrukturen, und alles was da so mit dran hängt.
Das erste Buch entsteht aus einem persönlichen Protokoll auf Facebook. Der BKA-Beamte beschreibt die Nacht und die ersten Monate nach der Flut. Mittlerweile ist das Haus der Familie wieder aufgebaut und bewohnbar.  In „Vergiss mal nicht“ geht es um die Aufarbeitung der Katastrophe. Die für den Autor auf sich warten lässt. Trotzt Untersuchungsausschuss im rheinland-pfälzischen Landtag, trotz zahlreicher Besuche der Landesregierung im Ahrtal.
Andy Neumann, Autor
Die Forderung nach einer Entschuldigung steht bis heute ungehört im Raum. Wo nach meiner Sicht die Landesmutter, Frau Dreyer durchaus in der Pflicht wäre. Der Innenminister windet sich jeden Tag mehr im Untersuchungsausschuss. Und bei den neuen in Anführungsstrichen Beweisen oder Indizien, die in die Welt kommen. Ich nehme nicht war, dass es da ein zurückrudern, ein Besinnen auf das „wir haben es vermasselt, Entschuldigung.“
Ahrweiler in der Nacht zum 15. Juli 2021. Ahrweiler heute. Auf den ersten Blick erinnert nichts mehr an die Katastrophe. Doch viele Geschäfte gibt es nicht mehr. Eine verschlammte Mülltonne als Mahnmal. 134 Menschen sind im Ahrtal gestorben. Diesen Sommer spricht  Andy Neumann im Bundestag.  Auf einer Anhörung in Sachen Katastrophenschutz.
„Das ist, was die Gesetzgebung Flächendeckend vorsieht: Katastrophe ist Kreisliga. Meine sehr verehrten Damen und Herren Abgeordneten. Ich weiß nicht, wie sie das nennen, ich nenne das einen gesetzgeberischen Systemfehler, eine konzeptionelle Katastrophe, in Kurzform: schlicht und ergreifend: beschämend.“
Der 47-jährige klagt an: Für Katastrophenschutz sollte der Bund zuständig sein.  Immerhin etwas hat sich in Rheinland-Pfalz aus der  Sicht des Terrorismusexperten  positiv verändert. Es soll eine Zentrale Landeseinrichtung für Katastrophen und Bevölkerungsschutz geben.
Andy Neumann, Autor
Dann wäre das tatsächlich eine winzige Änderung, die schon mal gegriffen hätte. Dann wäre ich sogar schon glücklich, wenn das tatsächlich dann am Ende dazu führt, das dieses Landesamt auch arbeitsfähig ist, auch Lagen führen könnte, dann wäre ich erstaunt.
„Vergiss mal nicht“ soll ein Weckruf sein, eine Erinnerung daran, dass im Ahrtal noch lange nicht alles wieder heil ist. Andy Neumann kämpft dafür, dass Konsequenzen aus der Katastrophe gezogen werden.
Andy Neumann, Autor
Wenn ich es nicht mache, dann habe ich die Chance nicht mal genutzt, die Kleine die es gäbe, was zu verändern.
Deshalb versuche ich, was ich kann, Und wenn es am Ende irgendwie ein kleines Rädchen ist, das sich dadurch schneller dreht, dann ist das ja auch schon ein Erfolg.