Neue Studie zu Corona-Langzeitfolgen

„Wenn die Corona-Infektion vorbei ist, ist man nicht unbedingt gesund“, das sagt der medizinische Vorstand der Universitätsmedizin heute in Mainz. Viele Menschen klagen noch Monate nach der Erkrankung über Spätfolgen, also sogenanntes Long Covid. Doch was ist Long Covid, wen trifft es und warum? Das untersucht die Universitätsmedizin im Rahmen ihrer Gutenberg Covid-19 Studie.

Geruchs- und Geschmacksbeeinträchtigungen, Gedächtnisstörungen, Kurzatmigkeit.
Die Weltgesundheitsorganisation listet über 60 Symptome, durch die sich Long Covid äußern kann. Die Erkrankung, sie ist zurzeit in aller Munde und trotzdem so schwer greifbar.
Prof. Philipp Wild, Leiter COVID-19 Studie
„Es ist ein sehr buntes Bild, es sind sehr unterschiedliche Beschwerden. Und ja, natürlich können wir bei den einzelnen Organsystemen schon eine symptomatische Therapie machen, aber diese Therapie wird sehr viel besser, wenn wir das Krankheitsbild wirklich verstehen.“
Und genau daran arbeiten Philipp Wild und sein Team im Rahmen der Gutenberg Covid-19-Studie.
Bislang wissen sie, dass rund 40% der Menschen, die sich mit Coronaviren infiziert haben, Long-Covid-artige Symptome entwickeln. Langzeitfolgen treten unabhängig davon auf, ob und wie schwer ein Infizierter an Corona erkrankt und wie alt er ist. Frauen entwickeln Long Covid etwas häufiger als Männer.
Doch die Studie zeigt, auch Menschen, die sich gar nicht infiziert haben, schätzen ihren Gesundheitszustand schlechter ein als vor der Pandemie und berichten von Abgeschlagenheit und verminderter Leistungsfähigkeit.
Prof. Philipp Wild, Leiter COVID-19 Studie
„Immerhin etwa 14-15%, die sagen, ihr Alltagsleben ist nicht so wie früher, sie haben Einschränkungen. Und im Arbeitsleben etwa 6-7%. Das ist doch eine erhebliche Krankheitslast für die Betroffenen, das ist von erheblicher Relevanz für die Volkswirtschaft und natürlich müssen wir uns das genauer angucken.“
Dass die Pandemie auch die Gesundheit derjenigen beeinflusst, die gar nicht an Covid erkranken, lässt auch den rheinland-pfälzischen Gesundheitsminister aufhorchen.
Clemens Hoch, SPD, Gesundheitsminister Rheinland-Pfalz
„Wir müssen jetzt alle Kraft da rein investieren, diese Pandemie möglichst schnell zu überwinden, damit wir wieder möglichst normal miteinander leben können. Es zeigt aber auch, wie sehr die ganzen harten Maßnahmen, die viele Menschen ertragen und sehr spezifisch mitmachen und auch helfen, diese Pandemie zu bekämpfen – aber am Gesundheitszustand der Menschen nagen.“
Ob und inwiefern diese Erkenntnis aber die rheinland-pfälzische Corona-Politik beeinflussen wird, will Clemens Hoch heute nicht beantworten.
Das Land werde die Long Covid-Forschung der Universitätsmedizin über die Studie hinaus mit 400.000€ fördern.
Die Mediziner raten aber allen Patienten, die befürchten, Langzeitfolgen haben, sich zuerst an ihren Hausarzt zu wenden.
Prof. Philipp Wild, Leiter COVID-19 Studie
„Denn es muss erstmal abgegrenzt werden, ob diese Beschwerden von einer neu aufgetretenen Erkrankung herrühren, die vielleicht gar nicht der Sars-Cov-2-Infektion in Verbindung steht.“
Zur weiteren Untersuchung seien dann Fachärzte wie Neurologen oder Lungenärzte die richtigen Ansprechpartner.
Mitte nächsten Jahres wollen Philipp Wild und sein Team dann neue Erkenntnisse über die Krankheit präsentieren, die für viele bislang so schwer greifbar ist.