Neue Arp-Ausstellung

Abstrakte Kunst – die einen lässt sie rätselnd zurück, die anderen sind völlig begeistert. Zwei – die viele begeistert haben und immer noch begeistern – sind Sophie Taeuber-Arp und Hans Arp, zwei bedeutende Stimmen der Moderne im 20. Jahrhundert. Und die finden jetzt wieder Gehör im Arp Museum in Remagen.

Runde Formen, weiche Kanten – die Handschrift des Hans Arp. Er hinterließ vor allem Papierzeichnungen und plastische Arbeiten. 20 Gipsskulturen ziehen jetzt ins Arp Museum in Remagen ein. Eine Schenkung der Stiftung Arp e.V., die den Nachlass des Künstlers und seiner Frau verwaltet.
Julia Wallner, Direktorin Arp Museum Bahnhof Rolandseck
„Für uns ist es tatsächlich sensationell in diesem versteinerten Zauberwald die Urformen des Hans Arpschen Denkens, des Arbeitens, des bildhauerischen Arbeitens, des Prozesses auch zu sehen. Und er sagte immer, er wollte bilden wie die Natur bildet. Das heißt, es sind Formen, die gewachsen sind. Die natürliche Vorbilder in der Natur haben. Das bewegte Oval, so hat er es immer geschrieben. Das ist eine Form, die wir von einer Muschel kennen. Die wir von einem Blatt kennen.“
Ein Zauberwald aus Gips. Und Hans Arp als Pionier. Denn bei klassischen Skulpturen werden Statuen aus Bronze oder Stein zuerst aus Ton vorgefertigt. Doch Arp greift zu Gips, denn dieser hat ganz eigene Vorteile.
Julia Wallner, Direktorin Arp Museum Bahnhof Rolandseck
„Eine Gipsskulptur kann reproduziert werden. Und es ist eben Grundlage neuer Arbeiten. Das heißt, Hans Arp konnte aus einer Form neue Formen schöpfen. Er konnte die Formen verändern. Und tatsächlich wie in einer Metamorphose aus der einen Form eine andere erwachsen lassen.“
Miteinander gewachsen sind stattdessen er und seine Frau Sophie Taeuber-Arp. Ein weiterer Fokus der Ausstellung liegt auf dem künstlerischen Dialog des Ehepaars. In der Öffentlichkeit stand Sophie Taeuber-Arp oft im Schatten ihres Mannes. Das wollen die Ausstellungsmacherinnen in Remagen jetzt ändern. Und auch das Künstlerpaar selbst hat sich so nicht gesehen.
Julia Wallner, Direktorin Arp Museum Bahnhof Rolandseck
„Beide verstanden sich auch als gleichberechtigte Partner. Was wirklich damals als sehr fortschrittlich gelten kann. Also sie waren ihrer Zeit bestimmt hundert Jahre voraus in diesem Denken. Und wenn wir die Werke Sophie Taeubers neben denen von Hans Arp sehen, dann ist die leichteste Unterscheidung die, dass Sophie Taeuber-Arp eben ganz häufig auf Kreis, auf Dreieck, auf Linie, auf Geometrie aufbaut. Wohingegen Hans Arps Werk sich oft eben aus den Formen der Natur speist.“
Über hundert Werke aus den Jahren 1914 bis 1965 umfasst der „Kosmos Arp“ in Remagen. Ein Highlight: Marionetten, die Sophie Taeuber-Arp 1918 für ein Puppenspiel entworfen hat. Die Besucher können sie heute zu neuem Leben erwecken.
Julia Wallner, Direktorin Arp Museum Bahnhof Rolandseck
„Diese Verbindung von Kunst und Alltag, die war eben für beide ganz zentral. Es ist auch eine Revolution in der Kunst. Und das ist etwas, was die Kunstgeschichte oft ausgeblendet hat in ihrer Fokussierung auf Malerei, auf Skulptur, auf die großen Techniken, die als kunstgeschichtlich gesetzt galten. Aber es eigentlich dabei übersehen wurde, welche entscheidende Rolle auch das Kunsthandwerk für die Entwicklung der Abstraktion insbesondere hatte.“
Sophie Taeuber-Arp verstarb 1943 unerwartet. Hans Arp hat ihre Arbeit in späteren Werken aufgegriffen. Den Höhepunkt seiner Karriere erlebte er nach dem Zweiten Weltkrieg: Er stellte in New York aus, nahm an den ersten drei documenta-Ausstellungen teil und gewann internationale Preise. Jetzt sind er und seine Frau in Remagen zu erkunden. In „Kosmos Arp. Ein Künstlerpaar der Avantgarde“.