Nationale Impfkonferenz in Wiesbaden

Das Robert Koch Institut hat heute erstmals wieder mehr als 100.000 Neuinfektionen in Deutschland gemeldet. Zuletzt gab es ähnliche Zahlen im April. Droht mit der neuen Omikron-Variante nun also eine Corona-Welle im Sommer?

Unter anderem um dieses Thema geht es heute in Wiesbaden. Das Impfen steht bei der zweitägigen Konferenz im Kurhaus aber im Fokus. Wie kann es gelingen, den Impfschutz der Bevölkerung – nicht nur bei Corona – weiter zu erhöhen? Antworten soll die 7. nationale Impfkonferenz liefern. Mit dabei auch die Gesundheitsminister aus Hessen und Rheinland-Pfalz, Kai Klose und Clemens Hoch.

 

Markus Appelmann, Moderator: Und mit letzterem sprechen wir jetzt, Guten Tag, Herr Hoch.
Clemens Hoch, SPD, Gesundheitsminister Rheinland-Pfalz: Guten Tag.
Appelmann: Die Corona-Zahlen gehen wieder nach oben. Es droht spätestens im Herbst die nächste Welle. Was befürchten Sie da konkret?
Hoch: Ob wir eine Coronawelle im Herbst haben werden, weiß noch keiner, aber ziemlich sicher ist gerade, dass wir sehr stark ansteigende Infektionszahlen im Moment haben. Wahrscheinlich geht das auf eine etwas ansteckendere Sublinie von Omikron zurück. Aber das Gute ist, wir sehen wie gut die Impfung schützt, denn die Zahlen in den Krankenhäusern gehen überhaupt nicht so schnell hoch, wie die Infektionszahlen. Und das ist ein gutes Signal, sodass wir im Moment davon ausgehen, dass wir die Lage noch ziemlich gut im Griff haben.
Appelmann: Das aktuelle Infektionsschutzgesetz gilt noch bis zum 23. September. Warum fordern Sie jetzt schon ein neues Infektionsschutzgesetz? Sollten wir nicht besser warten, bis die Experten am 30. Juni eine Auswertung der Corona-Schutzmaßnahmen vorgelegt haben und dann erst reagieren, wenn wir Fakten haben?
Hoch: Wir können gerne abwarten, bis die Experten die Auswertung vorgelegt haben. Ich bin mir aber sehr sicher aus den gemachten Erfahrungen, Maske hilft gegen Infektionen und es kann sein, dass wir das in der kalten Jahreszeit, im Winter wieder brauchen. Wir haben gesehen, es hilft nicht nur gegen Corona, sondern auch gegen andere Erkältungserkrankungen und da müssen wir gewappnet sein.
Aber wir brauchen auf jeden Fall ein Infektionsschutzgesetz, damit wir Länder handlungsfähig sind und auch agieren können, wenn es darauf ankommt. Und deswegen bin ich mir heute schon sicher, wir brauchen eins. Wie es genau ausgestaltet wird, da können wir gerne noch die zwei Wochen abwarten, bis die Experten ihre Empfehlungen abgegeben haben. Aber dann muss der Deutsche Bundestag auch sehr schnell handeln, denn September ist schon bald.
Appelmann: Die Ministerpräsidenten haben ausgeschlossen, dass noch einmal Schulen zugemacht werden. Ist es klug, bestimmte Maßnahmen von vornherein auszuschließen?
Hoch: Gerade bei den Schulen finde ich, das ist ein sehr kluger Beschluss der Ministerpräsident:innenkonferenz. Denn wir haben häufig erlebt, dass wir an Schulen Maßnahmen ergriffen haben, die im Rest der Gesellschaft nicht galten, weil es so einfach war, es zu organisieren, und es ausgerechnet dann bei denjenigen gemacht haben, von denen wir wissen, dass die Wahrscheinlichkeit, dass sie wirklich erkranken oder schwer erkranken, am geringsten ist. Wenn es also tatsächlich dazu kommt, dass wir wieder Maßnahmen brauchen, dann wäre eine Maßnahme, über die wie nachdenken müssen, die Maskenpflicht, aber dann muss sie auch überall in der Gesellschaft gelten und nicht nur in Schulen. Und wer über Schulschließungen nachdenkt, muss einfach auch sich sicher sein, dass er auch über Schließungen in anderen gesellschaftlichen Bereichen nachdenkt. Und ich denke, da wissen wir heute viel mehr Bescheid als noch vor zwei Jahren, dass das nicht zwingend als erster Schritt notwendig sein wird.
Appelmann: Wir wären auf den Herbst besser vorbereitet, wenn sich noch mehr Menschen impfen ließen. Aber ist es nicht zu wenig, da nur auf Appelle und Freiwilligkeit zu setzen?
Hoch: Ich habe mich sehr früh und sehr deutlich dafür ausgesprochen, dass es eine Impfpflicht für erwachsene Menschen in Deutschland gegen Corona gibt. Der Deutsche Bundestag hat das anders entschieden. Meine Vermutung ist, wir werden im Herbst erneut darüber diskutieren und dann werden wir es sehen. Bis dahin bleibt es bei den Appellen und der Freiwilligkeit. Ich kann nur jedem empfehlen, jetzt zumindest der Empfehlung der STIKO zu folgen. Also Menschen über 70 sollten sich jetzt eine neue Auffrischungsimpfung abholen, um ihr Immunsystem etwas besser vorzubereiten auf eine mögliche Infektion. Und dann hoffen wir alle, dass es im Herbst auch einen etwas angepassten Impfstoff gibt, der vielleicht noch besser vor schweren Verläufen schützt.
Appelmann: Nachdem der angepasste Impfstoff schon für Frühling versprochen war. Schauen wir mal, ob er dann im Herbst da ist. Danke an Gesundheitsminister Clemens Hoch.
Hoch: Danke auch.