Nasser Frühling vermasselt die Bilanz – Imker klagen über schlechte Honigernte

Imkern liegt im Trend. In Hessen gibt es rund 65.000 Honigbienenvölker, die von Imkerinnen und Imkern betreut werden – Tendenz steigend. In einem normalen Jahr sammeln die fleißigen Tierchen dabei so viel Honig, dass die Imker mehr als 2.000 Tonnen davon ernten können, doch in diesem Jahr fällt die Bilanz ernüchternd aus.

Hier herrscht nur noch wenig Flugverkehr. Die Bienenstöcke von Angelika und Klaus Gottschall sind bereits winterfest gemacht. Es ist das Ende eines harten „Bienen-Jahres“.
Angelika Gottschall, Imkerin aus Weiterstadt
„Also, wir selber haben so knapp die Hälfte des Honigertrages, den wir sonst haben. Bei der Kirschblüte war es zum Beispiel so, dass die Bäume ganz weiß waren voller Blüten und man schon gedacht hat: Wow, das wird ein super Bienenjahr. Da es aber Nachtfrost gab, hatten wir das Problem, dass die Kirschbäume erst ab 19 Grad Nektar produzieren und durch den Nachtfrost gab es dann eben so gut wie keinen Nektar. Teilweise sind sogar Bienenvölker verhungert, wenn sie nicht gefüttert worden sind von den Imkern.“
Kein Nektar bedeutet keinen Honig und kein Honig bedeutet für Biene und Imker eine schwere Zeit. Kälte, Nässe und der Vormarsch der parasitären Varroamilbe haben die Honigernte 2021 zu einer der schlechtesten der letzten 50 Jahre gemacht.
Für Hobbyimker, wie Familie Gottschall ist das ärgerlich, für Berufsimker hingegen ist ein solches Jahr fatal. Auch die Imkerei Schießer aus dem Hochtaunuskreis hat dieses Jahr einen Ernteausfall von rund 50% zu beklagen.
Patrick Pargolo, Imkerei Schießer
„Bei uns ist es ja zum Glück kein Totalausfall, aber wir haben befreundete Imker, die haben komplette Ernteausfälle, die konnten dieses Jahr kein einziges Kilo Honig ernten. Und das schlägt sich natürlich dramatisch auf den Preis durch. Also der Honig wird ein paar Cent, wenn nicht ein paar Euro teurer werden.“
Ein schlechtes Jahr können die Betriebe überstehen. Sollten sich die Ernteausfälle allerdings häufen, könnte es gerade für die Berufsimker existenzgefährdend werden.
Pargolo, Imkerei Schießer
„Wir können nichts anderes machen, als auf das nächste Jahr zu hoffen und unsere Arbeit gut zu machen; die Bienen gut einzuwintern, die Varroamilbe im Griff zu haben. Und dann sind wir einfach 100 % von der Natur abhängig.“
Doch die verändert sich momentan rasant. Der Klimawandel trifft die Biene wie kaum ein anderes Nutztier, denn sie ist nicht nur besonders empfindlich gegenüber extremem Wetter, sie hat auch ihr ganzes Leben genau auf die Blütezeiten der Pflanzen eingestellt.
Sollten sich diese auch nur um ein paar Tage verschieben oder im schlimmsten Fall sogar überlappen, dann wird es in nächster Zeit noch mehr spärliche Ernten geben, nicht nur bei den Imkern in Hessen.