Nach der Flut schwimmen wieder Lachse in der Ahr

Ein halbes Jahr nach der Flutkatastrophe kehrt langsam aber sicher das Leben zurück ins Ahrtal; nicht nur die Einwohner der vielen Weinorte entlang des Flusses, sondern auch die Tiere. Die Fischbestände erholen sich langsam und jetzt kommen auch noch Mitbewohner dazu: 18.000 junge Lachse dürfen die Ahr ab sofort ihr Zuhause nennen.

Dieser kleine Lachs ist ab sofort ein Ahrtalbewohner. Aufgewachsen in einer Zuchtanlage rutscht er heute gemeinsam mit seinen 18.000 Kollegen hier bei Mayschoß in die Freiheit. Dass das nur wenige Monate nach der verheerenden Flut schon wieder möglich ist, hat im Sommer niemand gedacht. Öl und Klärwasser hatten den Fluss verunreinigt, Trümmerteile die Strömung gestört. Mittlerweile ist der Bauschutt weg und die Wasserqualität auch wieder in Ordnung.
Jörg Schneider, Fischökologe
„Ich denke mal, dass im Moment durch die hohe Wasserführung eine sehr starke Verdünnung auch da ist. Wir haben ja gottseidank seit der Flutkatastrophe kein wirkliches Niedrigwasser gehabt, das heißt, die Ahr hat sich gut durchgespült.“
Generell hat das Hochwasser weniger Schaden im Ökosystem verursacht als zunächst von den Experten befürchtet.
Jörg Schneider, Fischökologe
„Wir haben nach der Hochwasserkatastrophe letztes Jahr im Oktober eine Fischbestandserhebung gemacht und feststellen können, dass gut die Hälfte des Fischbestands noch da ist und alle Arten auch noch vertreten waren. Das heißt, die Ahr hat sicherlich da Verluste erlitten, aber das wird sich in den nächsten paar Jahren wieder geben.“
Die Wiederansiedlungskampagne der Lachse hat damit nichts zu tun. Sie ist ein internationales Projekt der Rhein-Anliegerstaaten, das die Lachsbestände im Rhein und dessen Nebenflüssen schützen und vergrößern soll. Rund 200.000 Euro gibt das Land Rheinland-Pfalz jedes Jahr dafür aus, dazu kommt viel ehrenamtliches Engagement vor Ort.
Jörg Schneider, Fischökologe
„Man fängt Lachse, wenn sie in die Laichgewässer zurückkehren, vermehrt sie künstlich und diese Eier kommen dann in die Fischzucht und sind die Eltern von diesen Fischen, die heute ausgesetzt wurden. Das heißt, da der Lachs so heimattreu ist, passt er sich an seine Gewässer auch wirklich an, über Generationen. Das heißt, dort sind schon erste Anpassungsprozesse hoffentlich genetisch fixiert. Und deswegen sind diese Fische auch besonders wertvoll.“
Eigentlich sollten sie schon im Sommer in die Ahr entlassen werden, das war aber wegen der Hochwasserkatastrophe nicht möglich. Jetzt, im Alter von einem Jahr, sind die Lachse bereit, ins Meer abzuwandern. Dort verbringen sie die kommenden zwei bis drei Jahre, bevor sie dann hoffentlich in die Ahr zurückkehren, um sich hier fortzupflanzen und so ihren Teil zum Leben im Ahrtal beitragen.