Mutmaßliche Kindesentziehung in Wolfhagen
Und wir kommen jetzt zu einem sehr ernsten Thema: Widerrechtlicher Kindesentzug. Also die Entführung eines Kindes meist durch einen Elternteil. Für eine Mutter aus Wolfhagen in Hessen ist dieser Albtraum gerade Wirklichkeit. Sie hat ihre Kinder verloren, ohne Aussicht, sie je wieder zu sehen. Vermutlich hat der Vater – ihr Ex-Mann – die Kinder in seine Heimat Syrien entführt. Und die Mutter ist machtlos.
Bilder die ein glückliches Leben zeigen: Mostafa und Yosof werden eingeschult. Zusammen mit ihrer Mutter Hyam haben sie im nordhessischen Wolfhagen gelebt – bis der 31. August alles verändert.
An diesem Morgen holt der Vater der Kinder, der geschiedene Ehemann von Hyam, die sechsjährigen Zwillinge ab. Nach dem Beschluss eines Richters darf er die Kinder alle zwei Wochen treffen.
Hyam Alnaeem, Mutter von Mostafa und Yosof
„Er war sehr komisch, ich habe ihn getroffen unten vor der Tür. Er war sehr komisch, er war am Telefon, er hat mit jemandem telefoniert und ist gelaufen – hin und zurück.“
Um 19 Uhr sollt er die Jungen zurückbringen – doch er kommt nicht. Seitdem ist er unerreichbar.
Hyam Alnaeem, Mutter von Mostafa und Yosof
„Eigentlich hatte ich immer das Gefühl, dass er die beiden entführen will. Weil er mag Deutschland nicht und er will, dass die beiden in einem anderen Land aufwachsen mit einer anderen Mutter vielleicht. Nicht ich, weil ich habe mich von ihm scheiden lassen.“
Bei unserem Treffen erzählt Hyam, dass sie ihren Kindern schon früh ihren Namen in arabischer Schrift beigebracht habe, in der Hoffnung, dass sie online nach ihrer Mutter suchen können, wenn sie entführt werden: هيام النعيم
Die 29-Jنhrige vermutet, dass der Vater die Kinder in das Bürgerkriegsland Syrien bringen will und wahrscheinlich längst nicht mehr in Deutschland ist.
Die Polizei hat den Vater inzwischen ِffentlich zur Fahndung ausgeschrieben. Abdul Rahman Tnesh, 43 Jahre alt.
Rechtsanwalt Harald Weisker betreut viele Fنlle von Kindesentführung – dass der Vater und die Kinder gefunden werden und zurück zu ihrer Mutter kommen, holt er für unwahrscheinlich.
Harald Weisker, Rechtsanwalt
„Weil Syrien ist nicht dem Haager Kindesentführungsabkommen angeschlossen. In Syrien gilt die Scharia, das muslimische Kirchenrecht. Danach hat der Vater automatisch alle Rechte bezüglich der Kinder. Und wir kِnnen hier von Deutschland keinerlei Gerichtsbeschlüsse, Urteile oder ؤhnliches dort vollstrecken.
Etwas rechtlich zu bewirken, sei nur mِglich, wenn der Vater wieder nach Deutschland zurückkehre.“
Hyam tut solange alles, was sie kann. So hat sie eine Spendenseite erstellt, um Geld zu sammeln: Für Rechtsberatung oder etwa die ـbersetzung deutscher Dokumente in die Sprache auslنndischer Behِrden und Botschaften.
Hyam Alnaeem, Mutter von Mostafa und Yosof
„Jetzt bin ich hilflos. Mein Ziel war immer, dass meine Kinder aufwachsen und mich um die beiden zu kümmern. Aber jetzt…ich arbeite weiter. Ich…Mir geht es sehr schlecht. Sehr schlecht. Ich weiك nicht, wie kann ich weiter leben und weiter lachen.“
Hyam wird die Hoffnung nicht aufgeben, ihre Kinder wieder zu sehen. Der Gedanke, dass die beiden sich gegenseitig haben, trِstet sie ein bisschen. Und hofft, dass ihre Kinder auch nach ihr suchen.