Museum für abstrakte Kunst in Wiesbaden

Jeder, der mal in Berlin war, kennt sie. Sie heißt schlicht Berlin und steht seit dem Jahr 2000 vor dem Kanzleramt. Eine Skulptur von Eduardo Chillida. So ein Werk ist nicht selten Millionen wert. Es war also eine teure und 9 Tonnen schwere Lieferung, die kürzlich nachts in der Wiesbadener Wilhelmstraße ankam, zum neuen Museum für abstrakte Kunst.

Es ist ein schwieriges Unterfangen, auch wegen der schlechten Lichtverhältnisse. Die große Skulptur eines der bedeutendsten Bildhauer des 20. Jahrhunderts kommt heil im Museum Reinhard Ernst auf der Wilhelmstraße an. „Zuckerwürfel“ wird der Neubau von den Wiesbadenern liebevoll genannt. So soll das privat finanzierte Ausstellungsgebäude einmal aussehen.
Der hessische Unternehmer Reinhard Ernst spendet es sozusagen der Allgemeinheit, um dort seine Kunstsammlung auszustellen. 800 Werke, alle abstrakte Kunst. Die große Liebe des Museumsstifters.
Reinhard Ernst, Unternehmer und Museumsstifter
„Die ist im Laufe der Jahre gewachsen. Es hat begonnen mit meinem ersten Bild, so in 82/83 und ich habe dann im Laufe der Jahre festgestellt, dass die abstrakte Kunst meine ist. Warum? Kann ich ihnen nicht erklären, es ist einfach so.“
Abstraktes ist oft groß. So wie diese drei Tonnen schwere Skulptur von Tony Cragg, die auch auf eine sehr spektakuläre Art ins Museum Reinhard Ernst angeliefert wird.
Das Grundstück, auf dem der „Zuckerwürfel“ steht, hat die Stadt Wiesbaden zur Verfügung gestellt. Die Skulptur ist mittlerweile wieder gut verpackt und wartet in einem der riesigen Räume des japanischen Star-Architekt Fumihiko Maki darauf, gezeigt zu werden.
Dr. Oliver Kornhoff, Direktor Reinhard Ernst Museum
„Das Museum ist tatsächlich rund um die Sammlung und den Sammlungsschwerpunkt errichtet. Das dürfte auch ziemlich selten sein auf der Welt, was die aktuellen Museumsbauten angeht. Das heißt, es geht um die Formate und es gibt jede Menge riesige Formate in der Ausstellung. Da hat die Architektur Bezug drauf genommen, als auch mit den Lichteinfällen, mit der Größe der Räume. All das bezieht sich auf die aktuelle und auf die werdende Sammlung Reinhard Ernst.“
Das Museum wird rund 70 Millionen Euro kosten. Finanziert durch eine gemeinnützige Stiftung, deren einzigen Mitglieder Reinhard Ernst und seine Frau sind. Vormittags soll es ausschließlich für Schulklassen, für Kinder und Jugendlich öffnen. Bei freiem Eintritt.
Die Vermittlung seiner hochkarätigen Sammlung abstrakter Kunst ist dem Stifter sehr wichtig.
Reinhard Ernst, Unternehmer und Museumsstifter
„Weil ich der Meinung bin, dass abstrakte Kunst gerade bei Kindern den Horizont erweitert. Insofern auch die Kreativität weckt. Und das ist mir als Unternehmer besonders wichtig, weil ich ohne kreative Mitarbeiter nichts leisten kann. Das heißt, da steckt noch mehr dahinter als nur meine Liebe zu zeigen, sondern es ist auch Gleichzeitig ein Hinweis darauf: Kommt hierher und entdeckt eure Kreativität.“
Es sind schwierige und teure Zeiten. Große Kunst braucht eine konstante Temperatur und Luftfeuchtigkeit, sonst geht sie kaputt. Ein Museum zu unterhalten ist kostspielig.
Reinhard Ernst, Unternehmer und Museumsstifter
„Wir haben schon im Vorfeld darauf geachtet, dass wir energiesparend bauen. Und das kommt uns jetzt zugute. Denn die Gaspreise, Heizölpreise sind extrem gestiegen. Das hilft uns sehr, trotzdem müssen wir viel für Energie ausgeben. Viel mehr als wir vorher uns vorgestellt haben.“
Viel mehr Zeit dauert auch der Bau. Durch die Corona-Zeit und weltweite Engpässe bei Baumaterialien. Statt ursprünglich diesen Herbst soll das neue Museum jetzt kommenden Sommer seine Pforten öffnen.