Museen leiden unter Energiekrise

Die steigenden Preise für Heizung und Strom, sie treffen auch die Kultureinrichtungen. Durch Klimaanlagen, Beleuchtung und Sicherheitssysteme sind sie besonders energieintensiv. Das Museum in Wiesbaden wird sogar bald die Öffnungszeiten kürzen, um Energie zu sparen. Und damit steht es nicht allein da. Auf eine durchgängige Klimatisierung können Museen allerdings auch ohne Besucher nicht verzichten. Kunst verträgt keinen Energiemangel.

Es ist die größte europäische Privatsammlung des Jugendstils. Sie steht im Museum Wiesbaden. Eines von drei hessischen Landesmuseen. Ein prächtiges, ein großes Museum. 7.000 Quadratmeter groß , 6.000 Kunstwerke und über eine Millionen naturwissenschaftliche Exponate.
Die Energiekrise trifft das Museum, denn hier ist Gas der Hauptenergieträger.
Dr. Andreas Henning, Direktor Museum Wiesbaden
„Wir stehen in den Alten Meistern des Museums Wiesbaden, weil diese Werke besonders gefährdet sind in der Energiekriese. Wenn es zu einer Gasmangellage kommen sollte, dann wissen wir nicht, wie wir diese Kulturschätze der Menschheit bewahren können.“
Kunst ist sensibel. Besonders wichtig ist eine hohe Luftfeuchtigkeit. Hier liegt sie immer bei 50 Prozent. Die Leinwände, das Holz, der Schiefer, die Grundierung, die Farben. Alle Materialien regieren, wenn sich die Luftfeuchtigkeit verändert.
Dr. Andreas Henning, Direktor Museum Wiesbaden
„Das kann dazu führen, dass es zu Substanzverlust kommt. Die Farbe abblättert, Holztafeln reißen, Schiefertafeln kaputtgehen. Irreparable Schäden. Ganz langsame Absenkung zum Beispiel auf 18 Grad, die wir ja im Winter in der Energiekriese sicherlich vornehmen, das können wir machen, wenn es kontrolliert ist. Also wenn wir die Luftfeuchtigkeit, die Temperatur langsam über Tage runterführen, dann machen die Materialien das mit. Ein abrupter Bruch, eine Gasmangellage von jetzt auf gleich und eine enorme Kälteeinwirkung von außen, das wäre verheerend.“
Die Bundesnetzagentur sollte Museen in die Liste der „geschützten Kunden“ aufnehmen, so sieht man es hier in Wiesbaden. In Frankfurt geht schon jetzt das Licht aus. Die Alte Oper wird abends nicht mehr beleuchtet, wenn keine Veranstaltung stattfindet. Strom wird hier schon lange gespart. Die Temperatur wird automatisch runtergeregelt, wenn die Säle leer sind, eine Energiequelle ist Wasserkraft, überall stromsparende LED- Lampen.
Markus Fein, Intendant Alte Oper Frankfurt
„Und trotzdem wird das sofort wieder kontrakariert durch diese exorbitanten Kosten. Wir gehen von einem siebenstelligen Mehrkostenbereich aus, also Mehrkosten in siebenstelligen Beträgen, und brauchen Unterstützung dafür und werden das auch sonst nicht schaffen und hoffen sehr, dass die Politik ein Schutzschild anspannt, so wie sie das in anderen Bereichen tut.“
Erst Gespräche zwischen dem Bund, den Ländern und Städten gibt es bereits, noch ohne konkretes Ergebnis.
Dr. Andreas Henning, Direktor Museum Wiesbaden
„Worst case ist, dass wir die Kunstwerke, die besonders fragilen Kunstwerke in Räumen lagern, die klimatisch am längsten stabil sind, aber, wie gesagt, ohne Gas geht es nicht.“
Gerade ist im Museum Wiesbaden eine Ausstellung mit Werken von Ernst Wilhelm Nay eröffnet worden. Einer der bedeutendsten deutschen Maler der Nachkriegskunst. Kunst, die man hier auch für die kommenden Generationen erhalten will.