Mordprozess in Mainz

Weil er im April seine Nachbarin getötet und anschließend ihr Auto gestohlen haben soll, steht seit heute ein 22 Jahre alter Mann aus dem Mainzer Stadtteil Laubenheim vor dem Mainzer Landgericht. Eine Tat, die laut Anklage gleich mehrere Mordmerkmale erfüllt.

Ronny R. soll heimtückisch, aus Habgier und zur Verdeckung einer anderen Straftat gehandelt haben. So trägt es heute der Staatsanwalt in seiner Anklage vor.
Ronny R. habe um 5 Uhr morgens in dem Mehrparteienhaus in Laubenheim bei seiner Nachbarin Bettina K. geklingelt, diese habe ihm die Tür geöffnet. Dann soll Ronny R. sie geknebelt und im Badezimmer mehrfach mit einem Klappmesser auf sie eingestochen haben.
Torleif Meinke, Staatsanwaltschaft Mainz
„Zweimal in den Rücken, sechs Mal ins Gesicht – Schnittverletzungen – und eine, eben ganz markante Schnittverletzung zirkulär um den Hals, dass dann auch zur Öffnung der Drosselvene führte. Auch muss es Gewalt gegen den Hals gegeben haben, weitere Gewalt gegen den Hals gegeben haben, da es Brüche im Kehlkopf gab.“
Er soll das Opfer in einer Blutlache zurückgelassen und dann mit ihrem Auto davongefahren sein. Ziel soll seine Freundin in Nordhessen gewesen sein. Dort wurde der Angeklagte später festgenommen. Einen Führerschein hat der 22-Jährige nie besessen.
Maike Dickhaus, Reporterin
„Während der Verhandlung wirkt Ronny R. heute sichtlich berührt. Immer wieder stützt er seinen Kopf in die Hände, wischt sich Tränen aus dem Gesicht und schüttelt den Kopf. ‚Da müssen sie jetzt durch Herr R.‘, so ein Kommentar des Staatsanwalts auf das Verhalten des Angeklagten. Immer wieder fährt er sich nervös durchs Gesicht und bittet die Justizbeamten wegen seiner schweißnassen Hände  sogar um ein Taschentuch. Vor Gericht verteidigt sich der Angeklagte heute allerdings schweigend, sagt weder zu seinem Werdegang, noch zur eigentlichen Tat aus.“
Vor Gericht sagen heute Polizeibeamte und Nachbarn der Verstorbenen aus. Sie beschreiben Ronny R. als ruhigen und unauffälligen Bewohner. Die direkte Nachbarin des Opfers hatte den Angriff  am frühen Morgen mitbekommen, dachte jedoch erst, Bettina K. sei eventuell gestürzt.
Verwunderlich ist für die Nachbarn, dass Bettina K. ihrem Angreifer einfach die Tür geöffnet haben soll. Das habe sie bei sonst niemandem getan. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass Bettina K. und Ronny R. sich kannten.
Torleif Meinke, Staatsanwaltschaft Mainz
„Sie öffnete ihm die Tür. Und in dem Moment dachte sie an nichts Böses, weil sie ja den Nachbarn vor sich erwartete. Und in dem Moment war sie arg- und wehrlos und deswegen vertritt die Staatsanwaltschaft die Rechtsauffassung, dass hier das Heimtücke-Merkmal vorgelegen haben könnte.“
Bislang sind acht weitere Verhandlungstage bis Ende November angesetzt. Unter anderem soll ein psychiatrischer Gutachter Aufschluss über Ronny R.s Geisteszustand geben.