Mordprozess in Hanau – Zwei Kinder getötet

Knapp neun Monate ist es her, dass ein schwer verletzter Junge vor einem Hanauer Hochhaus gefunden worden ist. In einer Wohnung im neunten Stock entdeckten Polizisten wenig später die Leiche eines kleinen Mädchens. Auch der Junge verstarb kurz darauf. Seit zwei Wochen muss sich der Vater der Kinder vor dem Hanauer Landgericht verantworten. Heute hat die Mutter der Kinder ausgesagt.

Der Angeklagte Inder Jit S. soll ein gewalttätiger Mensch gewesen sein. Er soll sie und die Kinder immer wieder geschlagen haben, so sagt es heute die Mutter der getöteten Kinder vor Gericht aus. Von den Kameras möchte sie heute nicht gefilmt werden, geht erst nach Verhandlungsbeginn in den Saal.
Da sie damals noch mit Jit S. verheiratet war, hätte die Mutter nicht als Zeugin aussagen müssen. Dennoch schildert sie heute in ruhigem Ton diverse Vorfälle aus der Vergangenheit.
Friederike Vilmar, Anwältin der Mutter
„Wir haben gehört von Würgen, wir haben gehört von Schlagen, wir haben gehört von Atemnot, wir haben gehört von Beleidigung, wir haben gehört von Degradierung. Sie hat das ja sehr höflich ausgedrückt. Ich denke, wir können uns alle nach dieser kurzen Zeit der Aussage schon ein ganz gutes Bild machen, wen wir da auf der Anklagebank haben, denk ich.“
Die beiden hatten 2008 in Indien geheiratet. Nachdem sie nach Deutschland ausgewandert waren und Kinder bekommen hatten, habe sie gehofft, dass sich Jit S. bessert. Es sei aber schlimmer geworden. Einmal habe er sogar gedroht sich mit Benzin anzuzünden und es ihr anzuhängen. Als er sie und die Kinder noch öfter geschlagen habe, habe sie sich von ihm getrennt.
Friederike Vilmar, Anwältin der Mutter
„Ich bewunder diese Frau zutiefst. Ich sag das ganz ehrlich und das ist keine Darstellung, irgendwie Verteidigergequatsche oder sonst irgendwas. Ich bewunder diese Frau, woher sie diese Kraft nimmt. Ich bin selbst Mutter. Und woher sie diese Kraft nimmt, darüber überhaupt zu sprechen, hier zu sein.“
Die Staatsanwaltschaft wirft Jit S. vor seine siebenjährige Tochter und seinen elfjährigen Sohn heimtückisch und aus niedrigen Beweggründen getötet zu haben. Der Angeklagte soll sich Zutritt zur Wohnung seiner getrennt lebenden Frau in Hanau verschafft haben. Dort habe er seine Tochter mit einem Messer angegriffen. Der Sohn habe das mit anschauen müssen und keinen anderen Ausweg gesehen, als vom Balkon zu springen.
Die Mutter der getöteten Kinder war damals schon auf der Arbeit. Wie sie den Tattag erlebt hat, will sie am nächsten Verhandlungstag in zwei Wochen schildern. Falls Jit S. verurteilt wird, droht ihm eine lebenslange Haftstrafe.