Mordprozess fast 40 Jahre nach der Tat
Im 5.000 Einwohner-Städchen Lindenfels im Odenwald ist vor 37 Jahren ein Mädchen auf dem Nachhauseweg verschwunden. Gut eineinhalb Jahre später findet ein Spaziergänger ihre skelettierte Leiche. Jutta wurde vergewaltigt und anschließend getötet. Vom Täter fehlt zunächst jede Spur. Doch vor drei Jahren untersucht das Landeskriminalamt einen sichergestellten Spaten erneut und findet darauf DNA-Spuren. Der Polizeicomputer ergibt einen Treffer. Heute hat der Prozess gegen einen mittlerweile 62-Jährigen begonnen, denn Mord verjährt nie.
Ein Sommertag im Juni 1986. Die 15-jährige Jutta H. ist mit ihren Freunden im Freibad. Der Heimweg führt sie durch ein Waldstück. Ein frequentierter Weg, am helllichten Tag. Doch sie wird beobachtet. Ein 24 Jahre alter Mann soll das Mädchen verfolgt und anschließend in den Wald gezerrt haben. Dort habe Peter F. sie damals gefesselt, mit einem Gürtel gewürgt und vergewaltigt. Um die Tat zu vertuschen soll er das Mädchen anschließend mit einem Messer erstochen und die Leiche im Wald vergraben haben. So die Anklage der Staatsanwaltschaft heute vor dem Darmstädter Landgericht.
Eva Heid, Staatsanwaltschaft Darmstadt
„Die Staatsanwaltschaft hat diese Tat als Tötung zur Verdeckung des vorangegangenen Sexualdelikts, was nicht mehr verfolgt werden kann, weil es eben verjährt ist, bewertet und damit eben auch als Verdeckungsmord.“
Peter F. ist wegen mehrerer Sexualdelikte bereits polizeibekannt und hatte schon vor dem Vorfall im Juni 86 eine Haftstrafe abgesessen. Zurzeit ist er in einer Einrichtung für psychisch kranke Straftäter in Norddeutschland untergebracht.
Franziska Oeler, Reporterin
„Auch die Familie des Opfers ist heute im Gerichtssaal, sitzt dem mutmaßlichen Täter direkt gegenüber. Als der Angeklagte seine Kapuze abnimmt, durchbohrt Juttas Schwester ihn mit ihrem Blick. Doch auf eine Reaktion kann sie wohl nicht hoffen. Peter F. lässt über seine Verteidiger ausrichten, er werde sich weder zu den Vorwürfen noch zu seiner Person äußern.“
Angela Gräf-Bösch vertritt die Familie rechtlich. Sie weiß: mit der Verhandlung kommen schwere Tage auf Eltern und Geschwister zu.
Angela Gräf-Bösch, Vertreterin der Nebenklage
„Es ist klar, wenn so ein Prozess beginnt, ist das wieder mit erheblichen Belastungen verbunden und das wühlt wieder ganz ganz viel auf, was man versucht hat zu verarbeiten in den letzten Jahren. Ich meine, die Tat ist jetzt über 30 Jahre her, man kann sich vorstellen, dass das ganz ganz viel mit den Hinterbliebenen macht. Die Hoffnung ist natürlich, dass man auf die Fragen, die man sich die ganzen Jahre gestellt hat, was genau ist mit Jutta an diesem Tag passiert, vielleicht doch irgendwann Antworten erhält.“