Mord und Zwangsprostitution – Prozessauftakt in Koblenz

Es ist ein Fall, der vor gut einem halben Jahr ganz Koblenz schockiert hatte. In einer Wohnung in der Innenstadt wird eine schwerverletzte Frau gefunden, die kurz darauf im Krankenhaus stirbt. Schnell stellt sich heraus, dass die Frau zu Tode gefoltert wurde und die Suche nach den Tätern beginnt. Die dringend tatverdächtigen Mitbewohner der jungen Frau stehen ab heute in Koblenz vor Gericht.

Mord in Tateinheit mit einem besonders schweren Fall von Zwangsprostitution und Freiheitsberaubung mit Todesfolge – das wirft die Staatsanwaltschaft in Koblenz den beiden bulgarischen Staatsangehörigen vor.
Stefan Hübinger, Staatsanwalt
„Das Besondere an dieser Tat ist die Grausamkeit, die einen wirklich anspringt. Wir haben Fotos gesichert auf den Handys der beiden Angeklagten, die ein wirklich bemitleidenswertes Opfer zeigen und wirklich viele Verletzungen und viele Misshandlungen dokumentieren über einen langen Zeitraum, sodass wir von einem sehr langen und qualvollen Sterbeprozess ausgehen.“
Halil A. und Kibariya K. sollen die 31 jährige Frau mindestens ein halbes Jahr lang in der gemeinsam bewohnten Wohnung in diesem Gebäude im Koblenzer Stadtteil Rauental eingesperrt und sie gezwungen haben, für Geld sexuelle Dienste zu leisten. Laut Anklage wurden die Freier über Internetportale angelockt. Die Einnahmen sollen die Angeklagten dazu verwendet haben, ihren Lebensunterhalt zu finanzieren und Geld an Verwandte im Ausland zu schicken. Das Opfer sollen sie wie eine Sklavin in der Wohnung gehalten und mit äußerster Gewalt gefügig gemacht haben.
Robert Murmann, Reporter in Koblenz
„Die Anklageschrift liest sich wie ein Alptraumtagebuch: so soll das Opfer mit Fäusten und Haushaltsgegenstände geschlagen, verbrannt, geschnitten und mit Elektroschocks malträtiert worden sein. Fotos der schwer verletzten Frau sollen die beiden Angeklagten an Freunde und Verwandte verschickt haben. Als eine Notärztin das Opfer schließlich kurz vor dessen Tod untersuchen kann, stellt sie insgesamt 53 Knochenbrüche fest – keiner davon wurde jemals in einem Krankenhaus behandelt.“
Ein Nachbar hatte am 22. November letzten Jahres den Notruf gewählt. Das Opfer verstarb noch in der Nacht an den Folgen seines monatelangen Martyriums.
Die Angeklagten nahmen die Anklage heute äußerlich regungslos entgegen und ließen durch ihre Verteidiger erklären, während des Prozesses schweigen zu wollen.
Murat Beslenmis, Verteidiger von Halil A
„Der Angeklagte wird sich zu seiner Person und zu der Sache nicht äußern wollen – vorerst erstmal und wir sind jetzt hier um den Sachverhalt aufzuklären.“
Stefan Hübinger, Staatsanwalt
„Das ärgert einen als Staatsanwalt gar nicht. Das ist das normale Tagesgeschäft. Es ist das gute Recht eines Angeklagten sich schweigend zu verteidigen und damit müssen wir dann auch umgehen.“
Denn Richtern wird es aber schwer fallen, genau zu rekonstruieren, wie das Opfer in seine missliche Lage geraten ist und wie seine letzten Monate ausgesehen haben. Zumal die Frau keine bekannten Freunde oder Verwandten hatte. Für den Prozess sind bislang acht weitere Termine angesetzt. Das Urteil könnte Mitte Juni fallen.