Modernste Technik bekämpft die Blaualge

Der Frühling ist da, die Sonne scheint, die Temperaturen klettern langsam nach oben. Schon bald könnte es für viele wieder heißen: Ab an den Badesee! In Offenbach besonders beliebt: Der idyllisch in einem Naturschutzgebiet gelegene Schultheis-Weiher. Doch immer wieder muss der See wegen Blaualgen gesperrt werden. Ein deutschlandweit einzigartiges Pilotprojekt soll die Blaualgenplage bekämpfen.

Auf den ersten Blick sieht die Anlage aus wie ein ganz normaler Baucontainer. Doch ihre inneren Werte können sich sehen lassen: Mit modernster Technik werden hier im großen Stil Phosphate aus dem Wasser gefiltert. Gleichzeitig wird das Seewasser mit Sauerstoff angereichert. Und so funktioniert’s:
Tobias Hoffmann, Projektleiter Verfahrenstechnik ALMAWATECH GmbH
„Durch mengenproportionale Zugabe des Fällmittels wird das gelöste Phosphat in eine unlösliche Form überführt. Die ungelösten Phosphate treiben in der Filtration an die Oberfläche und werden mit einem Schlammräumer abgeschöpft. Das gereinigte Wasser verlässt die Anlage im freien Gefälle und fließt zurück in den See.“
Klingt kompliziert, ist aber im Prinzip ganz einfach: Mit einem Fällmittel, in diesem Fall Dialuminiumchloridpentahydroxid, werden die Phosphate aus dem Seewasser in einem chemischen Prozess gebunden. Wie Fett auf einer Suppe schwimmt die neue Verbindung dann nach oben – und kann schließlich wie mit einem großen Suppenlöffel einfach abgeschöpft werden.
Aber wozu ist es überhaupt nötig, das Phosphat aus dem Wasser zu holen?
Die Probleme beginnen damit, dass der Schultheis-Weiher keinen natürlichen Zu- oder Abfluss hat. Er speist sich ausschließlich über Regen und Grundwasser. Gleichzeitig fühlen sich hier besonders viele Wasservögel wie diese Enten wohl. Und die Sorgen mit ihren Ausscheidungen dafür, dass der Phosphatgehalt im See immer weiter ansteigt. Das ist wiederum der ideale Nährboden für Wasserpflanzen und Blaualgen: Sie vermehren sich so massiv, dass der Sauerstoffgehalt im Wasser immer weiter abnimmt und der See schließlich umkippt.
Sabine Groß, Bündnis 90/Die Grünen, Bürgermeisterin Offenbach
„Im Frühling ist es immer noch relativ gut. Aber wir wissen ja – immer im Laufe des Sommers, wenn die Temperatur steigt, wenn wir wenig Niederschlag haben, haben wir ein hohes Risiko, dass die Wasserqualität rapide abnimmt. Und deshalb bin ich auch froh, dass wir jetzt zu Beginn des Frühlings damit anfangen und die Anlage in Betrieb nehmen können.“
Pro Stunde fließen rund 30.000 Liter Seewasser durch die Phosphat-Waschmaschine. Damit ist die Anlage dazu in der Lage, in etwa einem Jahr den ganzen See zu durchzufiltern. Ist es damit also ein für alle mal vorbei mit den jährlichen Blaualgenplagen und Badeverboten im Schultheis-Weiher?
Sabine Groß, Bündnis 90/Die Grünen, Bürgermeisterin Offenbach
„Es ist eine Pilotanlage und wir müssen sehen, wie sich das alles entwickelt. Es wird kein Wunder geben in Offenbach über die Anlage, aber ich erhoffe mir schon ene Verbesserung der Wasserqualität.“
Kosten für die Anlage: Rund eine halbe Million Euro. Dazu kommen Betriebskosten von rund 140.000 Euro im Jahr. Ein bisschen was kann sich die Stadt Offenbach mit der Anlage aber auch dazu verdienen: Wenn alles wie geplant läuft, holt die Phosphat-Waschmaschine jährlich etwa 50 Kilo reinen Phosphor aus dem Schultheis-Weiher. Ein wertvoller Rohstoff, der vor allem für die Produktion von Dünger benötigt wird.