Mit Geld für Kultur auf dem Land gegen Landflucht

Den ländlichen Raum stärken und attraktiver machen – das hat sich die Hessische Landesregierung zum Ziel gesetzt. Ein Ort, an dem das schon ganz gut funktioniert, ist die 15.000-Einwohner-Stadt Lich bei Gießen. Hier engagiert sich der Verein „künstLich“ seit bald zwanzig Jahren für den Erhalt von Kunst und Kultur – und somit für mehr Lebensqualität.

Das Programmkino Traumstern – seit 1983 ist es in Lich Anziehungspunkt für Kreative. So auch für Karla Katja Leisen. Die Pädagogin und Künstlerin ist von Köln über Darmstadt 2016 hierher gezogen. Seitdem engagiert sie sich für „künstLich“. Der Verein nutzt das Kino auch als Bühne für Veranstaltungen wie Konzerte, Lesungen, Theateraufführungen oder Performances. Die fanden coronabedingt auch online statt – oder im Sommer draußen im Freien.
Karla Katja Leisen, Vorsitzende „künstLich e.V.“
„Ich wäre nicht mehr hier, wenn’s nicht dieses Potenzial gäbe. Es gibt ganz viele Menschen, denen es ein hohes Anliegen ist, dass Kunst und Kultur hier stattfindet. Und alle jüngeren Generationen haben hier auf jeden Fall schon einen gut bereiteten Boden. Und sie wären dumm, wenn sie nicht kommen würden [lacht], um auch mitzumachen.“
Aktuell zählt der Verein „künstLich“ 15 ehrenamtliche Mitglieder, davon fünf aktive. Ohne Förderprogramme wäre vieles finanziell nicht umsetzbar. Das weiß auch die Landesregierung.
Angela Dorn, Bündnis 90 / Die Grünen, Ministerin für Wissenschaft und Kunst Hessen
„Angefangen von der Förderung der Soziokultur, die haben wir in der letzten Legislaturperiode verdoppelt, jetzt noch mal deutlich erhöht, wo ganz viel ländlicher Raum profitiert – unter anderem dieses wundervolle Zentrum. Aber es gibt auch noch weiße Flecken im ländlichen Raum, wo vielleicht kleine Kulturperlen liegen, aber die einfach keine Unterstützung haben, ehrenamtliches Personal fehlt. Und das ist Thema für den Masterplan Kultur, den wir gemeinsam mit Kulturschaffenden gerade erarbeiten.“
Pro Haushaltsjahr stehen insgesamt 1,2 Milliarden Euro für die Stärkung des ländlichen Raums in Hessen zur Verfügung.
Priska Hinz, Bündnis 90 / Die Grünen, Umweltministerin Hessen
„Genau wie eine Kindertagesstätte notwendig ist oder die medizinische Versorgung, so sind auch kulturelle Angebote notwendig. Gerade um auch qualifiziertes Personal entweder neu zu bekommen oder auch junge Leute zu halten. Dafür ist Kultur inzwischen unabdingbar.“
So setzt der Verein „künstLich“ auf weitere Spielstätten. Das Kulturzentrum am Standort der alten Synagoge existiert seit zehn Jahren. Hier findet im November eine Ausstellung zu Menschenrechten statt, eine weitere zu aktuellen Fluchtgründen im neu hinzugekommenen Veranstaltungsort „dazwischen“. Lange stand die ehemalige Gärtnerei leer – jetzt soll sie wiederbelebt werden.
Karla Katja Leisen, Vorsitzende „künstLich e.V.“
„Ich glaube, wir sind eine Art Vorreiter, wie Kunst und Kultur auf dem Land auch umsetzbar ist. Wir haben viele Ideen, man kann uns fragen, man kann kommen. Wir sind bereit, Mut zu machen, etwas zu starten. [lacht].“
Karla Katja Leisen jedenfalls hat ihre neue künstlerische Heimat gefunden. Und will mit dem Verein „künstLich“ dafür sorgen, dass das auch so bleibt.