Mission Frauenschuh: Seltene Orchideen werden an geheimen Orten angepflanzt

In geheimer Mission für den Frauenschuh – so lautet der Titel einer ungewöhnlichen Aktion in Nordhessen. Wer jetzt aber denkt, dass es dabei um Pumps und Stilettos geht, der irrt sich. Denn „der Frauenschuh“ ist die größte wild vorkommende Orchideen-Art Europas. Und die ist leider äußerst gefährdet.

Der gelbe Frauenschuh. Hier in der Gärtnerei von Karl-Heinz Härtl gedeiht die Orchidee, doch in der Natur hat sie es zunehmend schwer. Deshalb gehen Härtl und seine Mitarbeiterin Anna heute auf eine Auswilderungstour. Wohin sie die Pflanzen bringen, darf niemand wissen, denn die Standorte sind aus gutem Grund streng geheim.
Karl-Heinz Härtl, Gartenbaumeister aus Niedenstein
„Der heimische Frauenschuh ist die bedeutendste heimische Orchideenart, die großblumigste und bei uns in Deutschland und auch in anderen europäischen Ländern massiv vom Aussterben bedroht. Das hat mehrere Gründe: Primär die Lebensraumveränderung, die Beschattung im Wald, aber leider immer auch noch das Sammeln von Leuten, die die Pflanze unbedingt besitzen wollen. Das ist aber komplett sinnlos, weil die Pflanze nicht gartenwürdig ist.“
Das liegt daran, dass der Frauenschuh sehr anspruchsvoll ist. Er wächst nur an Stellen, die genau die richtige Mischung aus Licht und Schatten bieten. Die Orchidee lebt in einer Symbiose mit einem ganz speziellen Bodenpilz, der sie unterirdisch mit Nährstoffen und Wasser versorgt. Entnimmt man die Pflanze und trennt sie damit vom Pilz, geht sie ein.
Karl-Heinz Härtl, Gartenbaumeister aus Niedenstein
„Der Frauenschuh ist aufgrund seiner Schönheit seit vielen Jahren schon in aller Munde und die EU hat die Pflanze auf den Anhang 2 des Schutzabkommens, des Washingtoner Schutzabkommens gestellt. Das heißt, jedes europäische Land muss alle fünf Jahre nach Brüssel berichten, welche Maßnahmen zum Schutz der Pflanze eingeleitet werden.“
Deshalb sind Karl-Heinz Härtl und Anna Sayyar ständig auf Achse. Im Auftrag der Naturschutzbehörde im Regierungspräsidium Kassel besuchen die „Frauenschuh-Retter“ die verschiedenen geheimen Anpflanzflächen regelmäßig, pflanzen neue Setzlinge ein oder pflegen die bestehenden. Sie brauchen einen langen Atem, denn bis der Frauenschuh sich das erste Mal über der Erde zeigt, dauert es mindestens vier Jahre. Manche Pflanzen verbringen Jahrzehnte unter der Erde, bevor sie das erste Mal erblühen.
Anna Sayyar, Orchideen-Retterin
„Der Frühling kommt und es wird langsam alles grün und man kann das mitbeobachten. Das ist wunderschön. Besonders unser Frauenschuh, wenn man den beobachtet, der zieht sich ja im Winter komplett ein und dann beobachtet wie er dann wirklich empor kommt, der Sonne entgegen und das ist einfach sensationell.“
Doch diese Sensation bekommen immer weniger Menschen zu Gesicht, denn der Frauenschuh wird in Europa immer seltener. In Großbritannien gab es zeitweise nur noch einen einzigen Ort, an dem er zu finden war und in Griechenland ist er inzwischen ausgestorben. Damit das nicht auch in Deutschland passiert sind die „Orchideen-Retter“ auch weiterhin im Einsatz, in geheimer Mission für den Frauenschuh.