Missglückter Start – Wasserstoffzüge im Taunus fahren nicht

Vor wenigen Wochen war die Freude beim Rhein-Main-Verkehrsverbund noch groß: Im Taunus sollten schon bald 27 neue Wasserstoffzüge auf die Schiene gehen – und damit die größte Wasserstoff-Flotte der Welt. Doch dann kam alles ganz anders. 19 Züge wurden gar nicht erst wie versprochen geliefert und die, die da sind, stehen mehr in der Werkstatt, als dass sie fahren. Statt alternativer Technologie heißt es im Taunus deshalb jetzt erst mal: Dieselloks und Schienenersatzverkehr.

Die gute Nachricht mal vorweg: Trotz zahlreicher Zugausfälle und eines stark ausgedünnten Fahrplans ist das ganz große Chaos am ersten Tag nach den Ferien ausgeblieben. Viele Pendler sind trotzdem genervt. Zwar funktioniert der Schienenersatzverkehr weitgehend reibungslos, Beeinträchtigungen für die Fahrgäste bleiben trotzdem nicht aus.
Niklas Bodenröder, Fitnesstrainer
„Ja, das beeinträchtigt mich so, dass ich halt jetzt zu spät zur Arbeit komme und ich halt deswegen auch ein bisschen Überstunden machen müsste.“
Corinna Kohr, Kauffrau für Büromanagement
„Ja, also ich muss halt immer um 9 Uhr auf der Arbeit sein. Und da würde eigentlich eine Bahn von mir um 7:59 Uhr in Richtung Bad Homburg kommen. Und da fallen halt oft auch Züge aus. Und jetzt auch. Um 9:30 Uhr ist auch wieder wine Bahn ausgefallen. Aber jetzt passt es halt. Jetzt komme ich halt eine Stunde zu spät zur Arbeit. Aber ist halt jetzt so, ne …“
Die Fahrgäste im Taunus werden sich wohl daran gewöhnen müssen, künftig etwas früher aufzustehen, um pünktlich zur Arbeit zu kommen. Denn wann der Rhein-Main-Verkehrsverbund und der Wasserstoffzug-Hersteller Alstom die Probleme in den Griff bekommen, steht in den Sternen. Warum die bestellten Züge nicht fristgerecht geliefert wurden und welche technischen Probleme die bereits gelieferten Züge ausbremsen, kann oder will uns Alstom nicht sagen. Nur so viel: Man arbeite mit Hochdruck daran, dem RMV so schnell wie möglich eine vollständige und einsatzbereite Fahrzeugflotte zur Verfügung zu stellen. Für den Landrat des Hochtaunuskreises klingt das wie reiner Hohn.
Ulrich Krebs, CDU, Landrat Hochtaunuskreis
„Natürlich bin ich sauer, weil so was hat, glaube ich, bisher noch keiner erlebt.“
Dabei hätte alles so schön sein können: Gerade einmal sieben Wochen ist es her, als Bundesverkehrsminister Volker Wissing in Frankfurt den Startknopf für die neue Wasserstoffzug-Flotte drückte. Weltweit einzigartiges Vorzeigeprojekt, Technologie von morgen, ein Meilenstein auf dem Weg zur klimaneutralen Mobilität, hieß es da noch. In der harten Realität am Bahnsteig in Usingen ist von dieser Euphorie erstmal nichts mehr zu spüren.
Ulrich Krebs, CDU, Landrat Hochtaunuskreis
„Es geht hier nicht um moderne Technologie oder um alternative Technologie, sondern es geht in erster Linie darum, dass die Nutzer von Bus und Bahn an ihr Ziel kommen. Und daran müssen sich auch die Wasserstoffzüge messen lassen. Muss sich auch die neue Technologie messen lassen.“
Ab Freitag kommt es für Pendler im Taunus dann sogar noch härter: Wegen Bauarbeiten wird die Strecke Brandoberndorf-Usingen-Bad Homburg mehr als vier Wochen lang voll gesperrt. Immerhin eine Art Galgenfrist für den Hersteller und den Betreiber der Wasserstoffzüge, die Flotte bis dahin funktionstüchtig auf die Schiene zu bringen.