Ministerpräsidentin Dreyer besucht das Ahrtal

Ein halbes Jahr ist es nun her, dass eine gewaltige Flutwelle das Ahrtal erfasste – und eine Schneise der Verwüstung hinterließ. In Rheinland-Pfalz verloren dabei 135 Menschen ihr Leben. Rund 8.800 Gebäude wurden teilweise stark beschädigt. Heute hat sich die Landesregierung in Schuld über den Stand der Wiederaufbauarbeiten informiert. Der kleine Ort an der Ahr wurde von der Flut besonders stark getroffen.

Schuld am 14. Juli vergangenen Jahres. Die 660-Einwohner-Gemeinde droht geradezu in den Wassermassen zu versinken. In den Tagen danach zeigt sich: Viele Häuser sind zerstört, manche wurden einfach weggespült. Aufgerissene Straßen und Berge von Trümmern. Nur wie durch ein Wunder kommt hier in Schuld niemand ums Leben.
Nach den Aufräumarbeiten beginnt der Wiederaufbau der Ortsgemeinde im Landkreis Ahrweiler. Doch auch ein halbes Jahr nach der Flut gibt es hier viel zu tun. Hotels, Restaurants und Geschäfte bleiben geschlossen. Wo einst diese Bäckerei stand, herrscht nun gähnende Leere.
„Ja, ist ja kein Geschäft mehr da. Ist ja alles weg. Bäckerei ist weg, Metzgerei, der Laden ist weg. Nichts mehr da. Die Pizzeria ist nicht mehr da. Also, wo soll man noch hingehen? Wir müssen für alles nach Adenau fahren.“
„Gut, ich bin seit 20 Jahren Rentner und mache jeden Abend meinen Spaziergang durchs Dorf. Und seit einem halben Jahr mache ich das auch weiter. Nur, es ist jedes Mal, wenn ich heimkomme, richtig deprimierend.“
„Wir wären ja schon froh, wenn jetzt die Straßen ein bisschen gemacht werden. Jetzt in der Matsche, wir stehen ja nur noch hier in der Matsche rum.“
Ministerpräsidentin Malu Dreyer macht sich heute vor Ort ein Bild der Lage. Und gibt sich betont optimistisch.
Malu Dreyer, SPD, Ministerpräsidentin Rheinland-Pfalz
„Wie das hier aussah, das ist ja gar nicht zu beschreiben. Und was inzwischen geleistet worden ist, das ist ganz wunderbar. Und ich glaube, ich darf auch sagen: Wenn jetzt das Frühjahr kommt und, ich sage mal, wenn aus Braun Grün wird und die Menschen das Gefühl haben, hier fängt’s auch wieder an zu blühen, dann wird man sehen, was geleistet worden ist in diesem halben Jahr.“
Das Land schätzt die Flutschäden auf mehr als 20 Milliarden Euro. Dreiviertel davon sollen erstattet werden. Rund 167 Millionen Euro an Soforthilfen seien bereits ausgezahlt.
Insgesamt 15 Häuser wurden in Schuld weggespült oder mussten abgerissen werden. Den Betroffenen stellt Ortsbürgermeister Helmut Lussi ein Neubaugebiet in Aussicht.
Helmut Lussi, Ortsbürgermeister Schuld
„Wir sind auch guter Dinge, dass die Flutopfer da ein Grundstück bekommen, wo sie ihre Immobilie dann wieder draufsetzen können. Und im hinteren Teil, dieser ganze Teil hier… Hier haben ja mal Häuser gestanden, die von der Flut weggerissen worden sind. Da wollen wir gucken, dass wir da so eine ähnliche Parkanlage mit Kinderspielplatz und allem hinmachen können.“
Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt zeigt sich zufrieden mit dem Wiederaufbau der Verkehrsinfrastruktur. Alle Orte seien wieder erreichbar, wenn auch über teils improvisierte Straßenführungen.
Daniela Schmitt, FDP, Wirtschaftsministerin Rheinland-Pfalz
„Wir haben uns jetzt heute die L73 neu angeschaut, diese Umfahrung hier in Schuld, und ich finde, sie ist sinnbildlich für die Vorgehensweise, die wir im LBM gewählt haben. Wir haben immer gesagt, grundsätzlich: Die Erreichbarkeit der Ortschaften muss die oberste Priorität haben.“
Auch, wenn es ein halbes Jahr nach der Flutkatastrophe noch nicht danach aussieht. So glauben die Menschen in Schuld doch daran, dass das normale Leben hier nach und nach zurückkehrt.