Ministerpräsident in Ost und West – Nachruf auf Bernhard Vogel

Die CDU Rheinland-Pfalz trauert um einen Ausnahmepolitiker – soweit der CDU-Landesvorsitzende Gordon Schnieder. Einige Stationen des Wirkens von Bernhard Vogel haben wir nun schon erfahren – chronologisch geordnet bekommen wir das nun im Nachruf.

Von „Aufgeschlossen“ über „kämpferisch“ und „Saumagen“ bis hin zu „Zigarren“. Unter anderem mit diesen Worten beschreibt sich Bernhard Vogel auf einem Wahlplakat 1979 selbst.
1932 wird er in Göttingen geboren, er wächst in Gießen auf, erlebt dort im Zweiten Weltkrieg die Luftangriffe auf die Stadt.
Vogel studiert unter anderem Politik und Geschichte in Heidelberg und München. 1960 tritt er in die CDU ein.
1967 wird er Kultusminister in Rheinland-Pfalz – und bleibt das auch, als Helmut Kohl zwei Jahre später das Amt des Ministerpräsidenten von seinem Vorgänger Peter Altmeier übernimmt.
1974 setzt sich Vogel gegen Kohls Favoriten Heiner Geißler durch und wird neuer Landesvorsitzender der CDU Rheinland-Pfalz. Als Kohl 1976 als Oppositionsführer in den Bundestag wechselt, wird Vogel rheinland-pfälzischer Ministerpräsident. (DPA-Foto: 2093308)
Er reformiert die Hochschulpolitik, ruft den Rheinland-Pfalz Tag ins Leben und gründet die Partnerschaft mit Ruanda. Außerdem fördert er das „Kabelpilotprojekt Ludwigshafen“ aus dem später Sat.1 entsteht und gilt somit als einer der Gründerväter des Privatfernsehens.
Zweimal holt er die für die CDU die absolute Mehrheit. Doch bei der Landtagswahl 1987 muss die Partei Verluste hinnehmen: Vogel bleibt zwar Ministerpräsident – jetzt aber in einer Koalition mit der wiedererstarkten FDP (Rainer Brüderle).
Das Rumoren innerhalb der CDU wird lauter – zum Paukenschlag kommt es dann auf dem Landesparteitag im November 1988. Der damalige CDU-Fraktionsvorsitzende Hans-Otto Wilhelm fordert die Trennung von Parteivorsitz und Ministerpräsidentenamt – gegen den Willen von Bernhard Vogel, der am Ende den kürzeren zieht. Mit den Worten „Gott schütze Rheinland-Pfalz“ verlässt er das Podium und tritt danach vom Amt des Ministerpräsidenten zurück.
Doch schon rund drei Jahre später steht er wieder an der Spitze eines Bundeslandes. Als Ministerpräsident in Thüringen. 11 Jahre lang. In dieser Zeit modernisiert er die Wirtschaft und setzt sich für den Ausbau der Infrastruktur ein. 2003 tritt Bernhard Vogel dann aus Altersgründen zurück.
2009 erhält er die höchste Auszeichnung des Landes Hessen, die Wilhelm Leuschner-Medaille. Zusammen mit seinem Bruder Hans-Jochen Vogel – ER war Oppositionsführer im Bundestag und Bundesvorsitzender der SPD. EINE Regel hatten die beiden Brüder: In ihrem Elternhaus war das Thema Politik Tabu.
OTON Bernhard Vogel und Hans-Jochen Vogel am 1.12.2009
„Um sie nicht aufzuregen, haben wir dort etwas Rücksicht genommen und über Politik nicht geredet.“ … „Und er meint immer noch, dass ich in der falschen Partei sei, aber dasselbe kann ich dann auch ihm gegenüber sagen.“
2012, bei einem Festakt zu seinem 80. Geburtstag, wiederholt Bernhard Vogel seine berühmt gewordenen Worte.
OTON Bernhard Vogel am 20.12.2012
„Gott schütze Rheinland-Pfalz!“
Applaus für Vogel – die heutige rheinland-pfälzische CDU schätzt er wieder – und sie schätzt ihn.
Bernhard Vogel: Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz und Thüringen, Fastnachter, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Mitglied des CDU-Bundesvorstandes, Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung – er lebte für die Demokratie, für die Vermittlung zwischen Ost und West. Immer verbunden mit dem Appell an die jüngere Generation, sich einzubringen.
OTON Bernhard Vogel am 1.12.2009
„Es lohnt sich, Partei zu ergreifen. Es lohnt sich, für unser Gemeinwesen sich zu engagieren. Und wenn ihr uns kritisiert, dann geht hin und macht es besser, wie wir es zu machen versucht haben.“
 
Bernhard Vogel war nie verheiratet, hatte keine Kinder. Seit Jahrzehnten war der Junggeselle in Speyer zuhause. Hans-Jochen Vogel starb im Jahr 2020. Jetzt ist sein jüngerer Bruder ihm gefolgt.