Ministerin Sinemus präsentiert Studie zur Digitalbranche

Ein Rekord: Während des Halbfinalspiels der Fußball-Weltmeisterschaft liefen 14 Terrabit pro Sekunde durch die Leitung. 14 Billionen Bit in jeder Sekunde – am größten Internetknoten Europas in Frankfurt. Um diese Größenordnung zu verstehen: Das sind über drei Millionen gleichzeitig gestreamter Videos in bester HD-Auflösung. Durch die Digitalisierung werden die Datenmengen immer größer.

Bei Telehouse Deutschland in Frankfurt dreht sich alles um Datenspeicherung und -verarbeitung. Auf einer Fläche von 50.000 Quadratmetern bietet das Unternehmen digitale Infrastruktur. Fünf Hochleistungsrechenzentren sind hier aktuell in Betrieb, ein sechstes ist im Bau. Im September soll es bezugsfertig sein, schon jetzt ist es vollständig vermietet. Die Nachfrage also ist da, ebenso der Platz für weitere Rechenzentren. Doch es hakt bei den Baugenehmigungen.
Béla Waldhauser, CEO/Geschäftsführer Telehouse Deutschland GmbH
„Wir brauchen mindestens sechs bis neun Monate für eine Baugenehmigung, das ist in der digitalen Welt eine Ewigkeit. Mein Wunsch wäre, dass die Baugenehmigungen wesentlich schneller laufen würden. Dann könnten wir schneller wachsen und entsprechend mehr Arbeitsplätze schaffen und unseren Kunden die benötigten Flächen zur Verfügung stellen.“
Hier sieht der Betreiber die Stadt Frankfurt in der Pflicht. Außerdem fehlten der Branche bundesweit rund 137.000 IT-Experten.
Die Hessische Digitalministerin Kristina Sinemus dagegen zeigt sich grundsätzlich zufrieden mit der Entwicklung der Informations- und Kommunikationstechnik, kurz IKT. Einer aktuellen Studie zufolge sei die Zahl der Beschäftigten in Hessen zwischen 2015 und 2021 von 93.000 auf über 120.000 gestiegen. Der Umsatz hat sich seit 2015 fast verdoppelt, auf rund 39 Milliarden Euro im vergangenen Jahr. Das Land Hessen hat die digitale Transformation der Wirtschaft in den vergangenen Jahren mit 33 Millionen Euro gefördert.
Kristina Sinemus, CDU, Digitalministerin Hessen
„Wir wollen hier die Zukunft bauen, indem wir das Silicon Valley Europas entwickeln. Und dazu gehört Technologieinvest, Rechenzentren, Nachhaltigkeit entwickeln. Dazu gehört Fachkräfte zu qualifizieren, aber auch ein Start-Up-Ökosystem weiterzuentwickeln.“
Hier in Frankfurt soll die Abwärme des Rechenzentrums künftig zum Heizen genutzt werden. Gegenüber von Telehouse entstehen gerade 1.330 neue Wohnungen, die bald über Nahwärme versorgt werden sollen. Für das Fernwärmenetz reicht die Abwärme des Rechenzentrums aktuell nicht aus.
Béla Waldhauser, CEO Telehouse Deutschland GmbH
„Was wir brauchen, sind Fermwärmenetze der vierten Generation, die bei 60 bis 70 Grad arbeiten. Dann könnten wir nämlich unsere Abwärme in ein Fernwärmenetz einspeisen. Und dann wäre es egal, ob der Abnehmer auf der anderen Straßenseite ist, wie hier beim Wohnquartier in Westville, oder irgendwo in der Stadt. Wir könnten viel mehr Abwärme abgeben in ein modernes Fernwärmenetz.“
Es gibt also noch einige Baustellen, doch die Zeichen stehen auf Wachstum in der hessischen IKT-Branche. Nun muss sie zeigen, ob sie mit dem Tempo der Digitalisierung Schritt halten kann.