Milli Bau aus Darmstadt – Pionierin der Reisefotografie

Und wir bleiben beim Thema Reisen und schauen jetzt auf das Lebenswerk einer Pionierin der Reisefotografie. Die Darmstädter Journalistin Milli Bau ist 99 Jahre alt geworden. Über 40 Reisen unternimmt sie in ihrem Leben, schreibt und fotografiert für „Die Welt“. Sie verfasst Bücher und engagiert sich in der Völkerverständigung. Jetzt ist im Kunstforum der Technischen Universität Darmstadt eine umfassende Ausstellung über die reiselustige Südhessin zu sehen.

China, Nepal, Iran, Irak, Pakistan, Jordanien, Indien, der Libanon und Syrien. Ab 1956 reist Milli Bau vier Jahre lang in ihrem VW-Bus alleine um die Welt. Mit ihrer Rolleiflex dokumentiert sie die Eindrücke ihrer ersten großen Reise als freischaffende Fotojournalistin.
Julia Reichelt, Leiterin Kunstforum der TU Darmstadt
„Sie war schon früh sehr unabhängig, sie war Autodidaktin als Journalistin und Fotografin und hat 1949 an einer dreijährigen Expedition nach Südamerika teilgenommen, mit fünf Forschern, als einzige Frau. Und danach konnte sie einfach kein normales Leben mehr führen und ist dann 1956 im umgebauten VW-Bus erstmals Richtung Seidenstraße gefahren.“
Milli Bau wird 1906 geboren, sie studiert Italienisch und Kunstgeschichte. Ihr Mann und ihr Sohn sterben früh. Die Darmstädterin packt die Reiselust, mit ihrer Witwenrente finanziert sie ihren VW-Bus und fährt um die Welt.
Julia Reichelt, Leiterin Kunstforum der TU Darmstadt
„Ich glaube, sie war eine der Ersten, die das so radikal gemacht hat; sie hat das ja ihr rollendes Haus genannt, hat vorher in Hamburg noch einen Kurs in der Werkstatt gemacht, damit sie das Auto auch selber reparieren kann, wenn was ist. War also gerüstet. Und ist dann wirklich mit ihrem VW Baus losgefahren.“
Am Anfang ist Affe Fips mit dabei. Ihn findet die Fotografin als verwaistes Baby in Südamerika.
Milli Bau unternimmt über 40 Reisen; sie kann von dem Verkauf ihrer Fotografien an Zeitungen und Zeitschriften leben. Die Ausstellung in Darmstadt ist eine Kooperation mit dem Frankfurter Weltkulturen Museum.
Alice Pawlik, Weltkulturen Museum Frankfurt.
„Im Weltkulturen Museum der Stadt Frankfurt sind Teile ihres Konvoluts, vor allem der fotografischen Materialien. Und wir haben über 5.000 Mittelformatdias und etwa noch paar tausend Kleinbilder, einige hunderte Fotoabzüge, und hier zu sehen sind knapp 1.000, zwischen 850 und 1000 ungefähr.“
Reiseschriftstellerin, Fotografin und vor allem eine neugierige, unerschrockene Frau. Ihr letztes großes Abenteuer unternimmt Milli Bau mit 88 Jahren. Sie reist nach Sibirien. Bis zu ihrem Tod 2005 lebt sie in Darmstadt. „Milli Bau. 5.000 Kilometer bis Paris“ heißt die Ausstellung im Kunstforum der Technischen Universität. Bis zum 27. Oktober bleibt Zeit, die Welt der Fotografin zu erkunden.