Mehr Fälle von Kindesmissbrauch
„Entsetzliche Taten, die tief berühren und fassungslos machen.“ Mit diesen Worten hat heute Bundesinnenministerin Nancy Faeser in Wiesbaden die neuesten Zahlen zu sexuellen Straftaten gegen Kinder und Jugendliche vorgestellt. Jeden Tag würden in Deutschland 54 Minderjährige missbraucht. Und die neue Statistik des Bundeskriminalamts zeigt: Die Zahl der Fälle steigt seit Jahren an.
16.375 Fälle von sexuellem Kindesmissbrauch hat die Polizei im vergangenen Jahr gezählt. Ein Anstieg um 5,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und damit ein erschreckender Trend der laut dem heute veröffentlichten BKA-Bundeslagebild anhält.
Nancy Faeser (SPD), Bundesinnenministerin
„Auch bei der Verbreitung von Bildern und Videos von Missbrauchstaten gab es eine weitere Zunahme um 7,4 Prozent auf mehr als 45.000 Fälle.“
Die Zahl der bekanntgewordenen Taten hätten sich in den vergangenen fünf Jahren mehr als verdreifacht, vor allem aufgrund zahlreicher Hinweise aus dem Ausland. Auffällig: Bei diesen kinderpornografischen Inhalten seien Kinder und Jugendliche selbst oft die Tatverdächtigen.
Kerstin Claus, Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs
„Und das zeigt uns letztlich, wie normal die Konfrontation mit Material sexueller Gewalt für junge Menschen geworden ist und weil sie ihnen begegnet, teilen sie sie auch. Also dieses Ausmaß digitaler sexueller Gewalt, die kontinuierlich ansteigt, und ich bin der festen Überzeugung, wir sind da immer noch deutlich im Anstieg der Welle und es ist nicht in Sicht, dass da irgendwas perspektivisch abnimmt.“Martina Link, Vizepräsidentin Bundeskriminalamt
„Deswegen ist das ein Thema um das wir uns weiterhin durch Aufklärung, Medienkompetenz und Sensibilität kümmern müssen, um da einen weiteren Anstieg zu vermeiden.“
Die Ermittler hätten das Dunkelfeld aufgehellt, so würden mehr Kontrollen auch mehr ans Licht gebrachte Fälle erklären. Doch noch zu oft könnten Täter nicht identifiziert werden, weil die IP-Adressen als entscheidende Spur von den Internetanbietern nicht lange genug gespeichert werden.
Nancy Faeser (SPD), Bundesinnenministerin
„Wir brauchen daher eine kurzfristige Speicherpflicht bei den Anbietern, dafür werde ich mich auch weiterhin stark einsetzen“
Wie sieht es mit der Umsetzung aus?
„Aus meiner Sicht sofort, ich versuche meine Koalitionspartner davon zu überzeugen.“