Martinskopf am Mainzer Dom wird restauriert
Der Mainzer Dom – wer von Ihnen erinnert sich eigentlich noch an seinen Anblick, als noch kein Gerüst drumherum gebaut war? Seit nun schon 15 Jahren wird die Fassade erneuert. Eine sehr lange Zeit – aber es gibt auch wirklich viel zu tun für das Team der Mainzer Dombau-Hütte. Kleinste Risse müssen von Hand ausgebessert werden, Verzierungen und Figuren erneuert. Bei einer ganz besonderen Arbeit waren wir mit der Kamera dabei.
Ihm geht es heute an den Kragen: dem Heiligen Martin, Patron des Bistums Mainz. Nach knapp 100 Jahren bekommt die Figur einen neuen Kopf, denn Sonne, Regen und Wind haben im Laufe der Jahrzehnte ihre Spuren hinterlassen. Jetzt drohen Stücke herunterzufallen.
Jennifer Schrauth, Meisterin im Steinmetz- und Bildhauerhandwerk
„Der ist leider sehr marode. Ich denke, nach vorne runterfallen kann er nicht. Er ist gesichert durch die Gurte. Das Schlimmste wäre tatsächlich, dass er in zwei Teile bricht.“
Seit eineinhalb Jahren arbeitet Jennifer Schrauth, Meisterin und Restauratorin im Steinmetz- und Bildhauerhandwerk, an dem neuen Kopf. Die meiste Zeit unten in der Werkstatt. Mit einer Schablone aus dem 3D-Drucker und alten Fotografien hat sie in präziser Feinarbeit eine Kopie des Kopfes erstellt. Rund 1.000 Stunden lang hat sie den Sandstein in Form gemeißelt. Heute ist es dann soweit: Der alte Kopf kommt runter. Höchste Konzentration.
„Jawoll! Noch ein bisschen höher. Genau so.“
Alles funktioniert reibungslos.
Jennifer Schrauth, Meisterin im Steinmetz- und Bildhauerhandwerk
„Ich trenne nicht jeden Tag einen Kopf von einer Figur ab und setze einen neuen drauf. Das ist so eine Sache, die macht man, glaube ich, einmal im Berufsleben. Und deshalb ist es, wie gesagt, umso schöner, dass das jetzt so funktioniert hat.“
Der alte Kopf kommt in die Werkstatt und wird eingelagert. Wenige Tage später geht es weiter. Der Heilige Martin bekommt Mund, Nase und Ohren zurück. Über einen Flaschenzug wird der 150 kg schwere Kopf an die richtige Stelle navigiert und vorsichtig abgelassen. Wieder heißt es: Konzentration. Wenn er jetzt runterfällt, sind eineinhalb Jahre Arbeit dahin.
Es klappt! Jennifer Schrauth hat bewusst Platz zwischen Kragen und Hals gelassen.
Jennifer Schrauth, Meisterin im Steinmetz- und Bildhauerhandwerk
„Ich werde jetzt noch genau den Martinskopf anpassen. Und zwar hier am Rand sieht man, habe ich noch zwei Zentimeter ungefähr stehen lassen. Wir haben den alten Kopf etwas über der eigentlichen Stelle, wo wir ihn anpassen, abgetrennt. Und ich habe auch hier an dem neuen Kopf noch Material stehen lassen. Und werde jetzt gucken, dass ich den hier genauer anpasse, dass ich dann einen ganz dünnen Spalt nur habe. Eine ganz dünne Fuge. Und dass man das dann kaum sieht.“
Mit einem Spezialkleber macht sie den Kopf dann fest. Ende nächster Woche ist alles fertig – wieder ist ein Teil der Restaurierungsarbeiten am Mainzer Dom geschafft. Für Jennifer Schrauth geht mit dem Martinskopf eine besondere Aufgabe zu Ende.
Jennifer Schrauth, Meisterin im Steinmetz- und Bildhauerhandwerk
„Es erfüllt mich mit Dankbarkeit, dass ich dieses Projekt machen durfte. Aber ich bin auch stolz, dass ich es so umsetzen konnte. Also es ist auch zu 99 Prozent so gelaufen, wie ich es mir vorgestellt habe bis jetzt. Und einfach Teil dieser über 1.000-jährigen Geschichte sein zu dürfen und seine Geschichtsspuren hinterlassen zu dürfen an so einem bedeutenden Bauwerk, erfüllt einen schon mit Stolz.“