Mann wegen Messerangriffs in Zug vor Gericht

Bundesinnenministerin Nancy Faeser hat vor wenigen Wochen angekündigt, das Waffenrecht zu verschärfen. Der Grund: Die steigende Zahl von Messerangriffen, vor allem rund um Bahnhöfe. Heute hat am Landgericht Koblenz der Prozess gegen einen 36-Jährigen aus dem Sudan begonnen, der im April dieses Jahres einen jungen Mann in einem Zug lebensgefährlich mit einem Messer attackiert haben soll.

Noch sind nicht alle Wunden verheilt, aber es gehe ihm schon besser. So Reza J., der heute als Nebenkläger auftritt. Mindestens acht Mal soll der Angeklagte am 08. April auf ihn eingestochen haben. Die Staatsanwaltschaft wirft Mohmed B. versuchten Totschlag und gefährliche Körperverletzung vor.
Reza J., Opfer und Nebenkläger
„Es ging viel zu schnell. Da kann man auch nicht reagieren auf so etwas.“
Der Angriff passiert in einem Regionalzug zwischen Koblenz und Niederlahnstein.
Antonia Leetz, Reporterin
„Auf den Videoaufnahmen ist zu sehen, dass der Angeklagte das Zugabteil betritt, kurz nachdem Reza J. sich hingesetzt hat. Er sagt heute, dass der Angeklagte wild und laut aus einem Mix aus Deutsch und Englisch herumgeschrien haben soll. Und zwar überwiegend die Worte ‚Fuck SPD‘ und ‚Fuck Germany‘. Der Angeklagte selbst beschreibt das heute als einen Anfall und sagt, dass er solche Anfälle öfter habe.“
Reza J. sagt, er habe den Angeklagten zuvor noch nie gesehen. Er habe ihn gebeten, ruhiger zu sein. Es sei zu einem Wortgefecht gekommen. Der Angeklagte soll dann ein Messer aus seinem Rucksack gezogen haben. Reza J. habe noch versucht, sich mit einem Pfefferspray zu verteidigen.
Lorenz Hahn, Staatsanwalt
„Und das Ganze ist dann aber ausgeartet in einer körperlichen Auseinandersetzung, bei welcher der Angeklagte mit einem 20 Zentimeter langen Küchenmesser auf den Geschädigten eingestochen hat. Mehrfach. Wir haben auch in der Videoaufzeichnung gesehen, dass da sehr viele Stichversuche unternommen worden sind.“
Die Stiche an Hals und Rumpf sollen lebensgefährlich gewesen sein. Reza J. kontaktiert noch im Zug seine Freundin.
Reza J., Opfer und Nebenkläger
„Ich hab sie direkt über FaceTime angerufen, in meinem Blutbad noch. Und hab dann auch so gesagt, dass ich mich verabschieden möchte. Und da denkt man halt wirklich an die Liebsten. Und ich hab auch in dem Moment, wenn ich jetzt nur von mir sprechen würde, hab ich in dem Moment nur an meinen kleinen Sohn gedacht. Er ist ein Jahr und zwei Monate alt und es hat sich schrecklich angefühlt.“
Andere Fahrgäste eilen dem 20-Jährigen zur Hilfe. Dem Prozess sitzt auch eine psychiatrische Sachverständige bei, die klären soll:
Volker Klein, Anwalt von Mohmed B.
„Ob der Mandant vermindert schuldfähig war oder schuldunfähig war. Und ob eine Einweisung in die forensische Psychiatrie notwendig sein wird. Denn wer krank ist oder schuldunfähig ist, der handelt ohne Schuld. Der darf auch nicht verurteilt werden. Unabhängig von der Tatsache, dass mein Mandant ja ein Geständnis abgelegt hat. Allerdings hat er nicht, so wie er auch sagte, in Tötungsabsicht gehandelt.“
Der Prozess wird am kommenden Mittwoch fortgesetzt. Insgesamt sind noch drei weitere Verhandlungstage geplant.