Mainzer Forscher finden Schmerzmittel-Alternative

Dass Menschen an einer Überdosis von Schmerzmitteln sterben, das ist in den USA ein alltägliches Problem. Rund 650.000 Menschen sind dort an den Folgen von Schmerzmittelsucht bereits gestorben. Und zunehmend erreicht dieses Problem auch Europa. Eine Forschungsgruppe der Uni Mainz hat nun möglicherweise einen Ersatzstoff für Opioide – also die gefährlichen Schmerzmittel – gefunden.

Das ist er, der Ersatzstoff für Opioide in flüssiger Form, gewonnen aus einem Meerespilz. Gefunden hat ihn eine Doktorandengruppe der Uni Mainz. Knapp vier Jahre hat das Team danach gesucht. Jetzt haben die Forscher einen natürlichen Stoff gefunden, der gegen starke Schmerzen wirkt.
Die Alternative zu Opioiden sei enorm wichtig, sagt Professor Thomas Efferth, der das Team leitet.
Thomas Efferth, Pharmazeutischer Biologe Universität Mainz
„Zum einen machen die Opioide süchtig, zum anderen führt es dazu, dass wir Nebenwirkungen haben, wie die Unterdrückung der Atmung. Eine sogenannte Atemdepression, kann tödlich enden.“
Opioide binden sich an Rezeptoren im Gehirn und verhindern so, dass der Patient Schmerzen spürt.
Thomas Efferth, Pharmazeutischer Biologe Universität Mainz
„Unsere Idee war es nun, zu suchen, ob es neue chemische Naturstoffe gibt, die ebenfalls an diesen Rezeptor binden, aber möglicherweise nicht die schweren und gefährlichen Nebenwirkungen haben, wie dies bei den Opioiden der Fall ist.“
Dazu haben die Forscher mit dem Supercomputer Mogon gearbeitet. 40.000 chemische Naturstoffe haben sie einzeln am Computer getestet und jede Untersuchung 750.000 Mal wiederholt. So sind die Doktoranden auf den Stoff aus dem Meerespilz gestoßen. Er verhält sich wie ein Opioid und lindert so den Schmerz.
Roxana Damiescu, Doktorandin Universität Mainz
„Das war, muss ich schon sagen, so eine richtig geile Überraschung. Weil nach so vielen Monaten und im Endeffekt ein paar Jahre, in denen man gearbeitet hat. Und ich meine, wir haben mit 40.000 Substanzen angefangen und jetzt haben wir einen Wirkstoff, der tatsächlich auch wirkt. Also kann ich wirklich nur sagen, für mich wars einfach nur: Wow.“
Nach den Berechnungen mit dem Supercomputer muss nun im Labor in Experimenten überprüft werden, ob der Pilz auch wirklich die gewünschte Wirkung erzielt.
Die Untersuchungen werden noch mehrere Jahre dauern.
Thomas Efferth, Pharmazeutischer Biologe Universität Mainz
„Also ich kann keine Hoffnungen machen, dass wir nächstes Jahr ein neues Medikament auf dem Markt haben. Aber wir haben durchaus berechtigte Hoffnungen, wir haben solide und gute Daten, dass wir diese Substanz, die wir gefunden haben, tatsächlich weiterentwickeln können.“
Erst wenn die Forscher alle Untersuchungen abgeschlossen haben und Nebenwirkungen ausschließen können, könnte der Stoff dann zu neuen Medikamenten entwickelt werden.