Maikäfer fressen Bäume kahl

Wer dieser Tage in den Wäldern Südhessens unterwegs ist, der kann dort was erleben: Die Maikäfer sind los! Und zwar so viele, dass man vor lauter Käfern den Wald kaum noch sieht. Während ein Maikäfer ja noch ganz putzig sein mag, sind Abermillionen Maikäfer ein Problem für den Wald. Vor allem die Larven der Käfer, die so genannten Engerlinge, richten enormen Schaden an.

Wohin man im Mönchbruch südlich des Frankfurter Flughafens auch schaut: Überall das große Krabbeln – man hört die Maikäfer förmlich schmatzen. Bis zu 1 Milliarde der Insekten sind es nach Schätzung von Experten alleine hier im Rhein-Main-Gebiet. Kein Baum, kein Blatt ohne Maikäfer. Die hungrigen Sechsbeiner schwärmen vor allem für Eichen. Sind die erstmal kahlgefressen, sind Buchen und andere Laubbäume an der Reihe. Zur Not knabbern sie aber einfach alles, was auf den Tisch kommt.
Klaus Velbecker, Leiter Forstamt Groß-Gerau: „Sogar Nadelhölzer werden von den Maikäfern gefressen.“
Eine  Belastung für den Wald – aber nicht das Todesurteil für die Bäume: Sie bilden einfach neue Triebe, wenn die große Käferflugshow in ein paar Wochen vorbei ist. Das eigentliche Problem steckt im Waldboden: Denn schon bald nach der Paarung legen die Maikäfer dort ihre Eier ab, wo die Engerlinge dann in den kommenden 4 Jahren heranwachsen. Und dann tun sie das, was dem Wald ganz besonders schadet: Sie fressen und fressen und fressen – zunächst Graswurzeln, dann auch Baumwurzeln.
Klaus Velbecker, Leiter Forstamt Groß-Gerau: „Wir haben hier so einen Baum. Das ist ne Buche, die ist jetzt 10 Jahre alt. Die kann man mit einem Ruck aus dem Boden ziehen. Hier sieht man schön, wie hier unten überall alle Feinwurzeln weg sind. Das heißt, der Engerling hat hier alle Feinwurzeln, die der Baum braucht, um Wasser und Nährsalze aufzunehmen, gefressen. Der Baum konnte sich nicht mehr mit Wasser und Nährsalzen versorgen und ist dementsprechend abgestorben.“
Dabei machen sie selbst vor großen Bäumen wie dieser 140 Jahre alten Buche nicht halt: Ohne Wurzeln hat der Baum keine Überlebenschance. Ortswechsel. Auf den ersten Blick sieht es so aus, als würden diese Esel im Wald bei Griesheim einfach nur gemütlich grasen… in Wahrheit sind Bruno, Beppo, Frodo, Ferdinand, Winnie Puuh, sowie Fred, Fritz und Max aber echte Maulhelden. Denn sie fressen den Maikäfer-Larven das Fressen weg. Wo kein Gras, da auch keine Graswurzeln – und in der Folge auch keine Graswurzel-Bewegung der Maikäfer-Larven.
Matthias Dorweiler, Leiter Projekt „Esel“ Stadt Griesheim: „Wir hoffen, dass wertgebende Arten der Krautschicht, hier ist ja eigentlich Sandtrockenrasen als Unterschicht, dass der durchkommt. Ein hoher Kräuteranteil mit Wurzelgiften, die vielleicht den Engerlingen nicht so schmecken. Mit dem Rasenmäher kommt man hier nicht durch. Deshalb sind die Esel gerade recht“.
Gleichzeitig helfen die Esel mit ihren Mäharbeiten, den Wald zu verjüngen – eine Win-Win-Win-Situation. Ohne Maikäfer-Larven keine Maikäfer, ohne Gras mehr saftige Kräuter – und die Esel fühlen sich auch noch pudelwohl, weil sie einfach nur das tun, was sie sowieso am liebsten tun.
Reiner Stürz, Eselhalter und Umweltschützer, Landschaftspflege Südhessen e.V.: „Hauptsächlich tun die fressen. Die fressen wirklich 22 von 24 Stunden am Tag.“
Während der Wald bei Griesheim dank der Esel also vielleicht schon bald zur Maikäfer-Flugverbotszone werden könnte, geht das große Krabbeln im Mönchbruch zunächst munter weiter: Bis der Spuk in etwa vier bis sechs Wochen vorbei ist. Dann beginnt der Zyklus von neuem: Unter der Erde verborgen reift die nächste Generation heran – bis zum nächsten Maikäfer-Flugjahr 2026.