Mäßige Nachfrage beim Impfstart in den Apotheken

Impfen ist der Weg aus der Pandemie, wie die Wissenschaftler immer sagen. In Deutschland sind jedoch erst etwas mehr als 74% der Bürger doppelt geimpft. Zu wenig, sagen Virologen. Niederschwellige Impfangebote sollen daher die Impfquote verbessern. So gibt es den Piks um die Ecke seit heute auch in manchen Apotheken.

Impfstart in der Mainzer Phönix Apotheke. Leiterin Julia Sachse kann nach langer Vorbereitung endlich beginnen. Sechs Impfungen sind für heute eingeplant. Stefan Hilger ist schon der Zweite an diesem Morgen. Er wird heute geboostert.
Stefan Hilger
„Also, es ist jetzt sehr unkompliziert gewesen einen Termin zu bekommen. Es sind ein paar Schritte zu laufen. Die ganze Planung und das Terminverfahren war sehr einfach. Und insofern war das für mich naheliegend.“
Für die Apothekerin war es jedoch ein weiter Weg. Sie musste einen extra Raum einrichten, eine Versicherung abschließen und sich fortbilden.
Julia Sachse, Leiterin Phönix Apotheke Mainz
„Ich habe Schulungen absolviert für das AOK Grippeimpfmodell, habe Schulungen Schwerpunkt Covid-19 Impfung absolviert, weil das ja auch noch mal ein breiteres Thema ist als die Grippeimpfung. Ich habe praktische Erfahrung beim Grippeimpfen gesammelt, ich habe bei Impfaktionen mitgemacht, ich habe bei einem Arzt in der Praxis hospitiert, um mich bestmöglich für heute vorzubereiten.“
Auch ein Grund, warum nur wenige Apotheken Impfungen anbieten. In Rheinland-Pfalz und Hessen starten heute nur 8% der Apotheken mit den Covid-19 Impfungen.
Kritik kommt vom Hausärzteverband Rheinland-Pfalz.
Impfen sei „Kernaufgabe der Ärzte“. Außerdem sei der Impfstart in den Apotheken „ein Zeichen der Missachtung der Leistung aller niedergelassenen Ärzte“.
Der rheinland-pfälzische Impfkoordinator Daniel Stich sieht allerdings keine Konkurrenzsituation zwischen Apotheken und Hausärzten.
Daniel Stich, SPD, Impfkoordinator Rheinland-Pfalz
„Wir sind sehr sehr dankbar, dass die KV mit den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten so viel geimpft hat; ohne, die wären wir nicht da, wo wir sind. Und trotzdem brauchen wir eine gewisse Breite. Und die Apotheken sind im ganzen Land sehr breit vertreten, sodass ich glaube, es ist eine wunderbare Ergänzung.“
Auch Julia Sachse betont, dass Apotheken nicht die Funktion der Ärzte übernehmen können.
Julia Sachse, Leiterin Phönix Apotheke Mainz
„Ich bin in intensivem Austausch mit verschiedenen Ärzten, wo ich hospitieren durfte, wo ich bei Impfaktionen teilnehmen durfte. Ich erfahre dort eine große Herzlichkeit, dass wir mithelfen, gemeinsam die Pandemie zu bekämpfen.“
Doch welchen Beitrag leisten die wenigen Apotheken bei der aktuellen Impfmüdigkeit? Sie könnten vor allem in Zukunft, wenn es möglicherweise neue Coronavirus-Varianten gibt, Hausärzte und Impfzentren unterstützen, so der Landesimpfkoordinator Daniel Stich. Julia Sachse ist erstmal froh, heute den Anfang gemacht zu haben.