Lufthansa setzt Maskenpflicht nicht mehr durch

In vielen Bereichen des öffentlichen Lebens ist die gesetzliche Maskenpflicht mittlerweile abgeschafft: zum Beispiel beim Einkaufen, an Schulen oder in Restaurants. In Bus und Bahn sowie im Flugzeug muss die Maske hierzulande aber weiterhin aufgesetzt werden. Doch immer weniger halten sich daran und einige reagieren offenbar sogar aggressiv, wenn sie darauf angesprochen werden. Deutschlands größte Airline Lufthansa hat jetzt die Reißleine gezogen und lockert die Regeln auf eigene Faust.

Rein in den Flieger, rauf mit der Maske. Das gilt auf allen Flügen von und nach Deutschland. Startet oder landet eine Maschine in einem Land, das die Maskenpflicht anordnet, muss die Maske, außer beim Essen und Trinken, während des gesamten Fluges getragen werden. Wie die Lufthansa mitteilt, geht wegen dieser Regel mittlerweile so mancher Passagier buchstäblich in die Luft. In einem Statement heißt es:
„Die Durchsetzung der Maskentragepflicht an Bord durch die Crews hat allerdings, auch aufgrund der der breiten Lockerungen und dem Wegfall der Maskenpflicht im Luftverkehr in allen Nachbarstaaten Deutschlands, zu einer Zunahme der Konflikte auf unseren Flügen geführt. Da Sicherheit höchste Priorität für Lufthansa hat, passt das Unternehmen seine Prozesse an.“
Bedeutet: Die Maskenpflicht wird nicht mehr mit allen Mitteln durchgesetzt. Vor zwei Wochen hat die EU-Luftsicherheitsagentur die generelle Maskenpflicht aufgehoben. Seitdem gilt sie noch in etwa der Hälfte aller EU-Staaten, in der anderen Hälfte nicht mehr. Die Flugbegleiter-Gewerkschaft UFO kritisiert, dass dadurch ein Flickenteppich entstanden sei, der den Crews die Arbeit erschwere.
Daniel Kassa Mbambu, Vorsitzender Gewerkschaft UFO
„Einfach, weil man den Gästen erklären muss, warum sie auf dem einen Flug international keine Maske tragen müssen und dann bei uns in Deutschland, eine Maske tragen müssen. Eine Einheitlichkeit wäre natürlich wünschenswert, weil wir dann einfach weniger Konflikte an Bord hätten.“
Am Flughafen selbst muss, wie hier in Frankfurt, seit Anfang April keine Maske mehr getragen werden. Die Passagiere sind sich uneins, ob diese Regelung auch im Flieger gelten sollte.
Thomas
„Ich selbst persönlich halte es ein bisschen für suspekt, weil auch im Flieger nehmen ja dann alle gleichzeitig beim Essen die Maske ab, sodass man ja dann rein von der infektiologischen Sichtweise sich fragen muss, ob das denn alles so einen Sinn hat.“
Ercan Karaköcek
„Ich bin eher der Meinung, jemand der sagen würde, man zieht es durch, bis die Zahlen endlich mal komplett runtergehen, bis wir im grünen Bereich sind und dann kann man das natürlich lockern.“
Sylvia
„Ich bin seit gestern Morgen unterwegs, ich komm grad von Adelaide. Also ‚grad‘ ist geschmeichelt. Ich hatte die ganze Zeit die Maske auf, mir tun beide Ohren weh. Ich bin richtig glücklich, dass ich sie hier abnehmen konnte.“
Und auch die Bundesregierung zeigt sich uneinig: Während Bundesverkehrsminister Wissing die Maskenpflicht in Bus, Bahn und Flieger gerne abschaffen würde, ist Gesundheitsminister Karl Lauterbach dagegen. Mittlerweile hat auch die Fluggesellschaft Condor bekanntgegeben, zu prüfen, wie ihre Crew die Maskenpflicht künftig umsetzen soll. Die Lufthansa würde sie am liebsten ganz abschaffen – wenige Wochen vor Beginn der Sommerferien.