Lufthansa-Piloten streiken

Abgesagte und verspätete Flüge, endlose Wartezeiten am Gepäckband und lange Warteschlangen – so sah der Start in die Sommerferien in Hessen und Rheinland-Pfalz vor über fünf Wochen aus. Pünktlich zum Ende der Sommerferien wird heute wieder gestreikt – dieses Mal sind es die Lufthansa-Piloten. Deutschlands größte Airline hat fast alle Flüge in Frankfurt gestrichen. Wohl dem, der mit einer Lufthansa-Tochter fliegt.

Diese jungen Damen können sich freuen: Sie haben ihren Flug bei Eurowings gebucht und sind deshalb nicht vom Streik betroffen. Bei der Lufthansa geht dagegen heute gar nichts: Die meisten Passagiere sind deshalb gar nicht erst zum Flughafen gekommen. Andrang herrscht, wie schon beim Streik vor fünf Wochen, lediglich am Umbuchungsschalter. Hier stehen vor allem die an, die in Frankfurt gestrandet sind, weil ihre Anschlussflüge gestrichen wurden.
Louise
„Für die Kunden ist das schon sehr ärgerlich. Man sieht es ja hier bei den Leuten. Aber ich habe auch Verständnis für die Piloten. Die müssen schließlich auch ihre Familien ernähren. Und solange ich wenigstens morgen fliegen kann, ist es für mich in Ordnung.“
Walter Pytlik
„Bei so essentiellen Transportunternehmen, wie es die Lufthansa ist, Flugunternehmen, fühlt man sich dann schon so ein bisschen in Geiselhaft genommen. Ein Tag, und es sind 130.000 Menschen betroffen. Da hält sich das Verständnis in gewisser Weise in Grenzen. Piloten sind jetzt nicht unbedingt diejenigen, die an der Armutsgrenze knapsen.“
Ram Kumar
„Ich fliege seit 30 Jahren und das ist das erste Mal, dass mein Flug gecancelt wurde. Was mich aber am meisten überrascht ist, dass mir das in Deutschland passiert. Ich komme aus Indien, einem Entwicklungsland. Und jetzt erlebe ich eine solche Störung ausgerechnet hier, im so hochentwickelten Deutschland zum ersten Mal. Das ist nicht gut.“
Die Lufthansa bietet den Piloten ein Gehaltsplus von 900 Euro im Monat. Die Pilotengewerkschaft Cockpit fordert dagegen unter anderem 5,5 Prozent mehr Geld, höhere Einstiegsgehälter und einen automatisierten Inflationsausgleich. Und das, obwohl die Piloten bei der Lufthansa bereits jetzt zwischen 69.000 und 275.000 Euro im Jahr verdienen. Trotzdem bittet die Gewerkschaft um Verständnis für den aus ihrer Sicht unausweichlichen Streik.
Matthias Baier, Pilotengewerkschaft Cockpit
„Ich verstehe jeden, der hier wütend wird, der frustriert ist. Die Auswirkungen, die sehr individuell sind, sind natürlich immens. Gerade wenn man darauf angewiesen ist zu fliegen. Arbeitskampf finde ich auch nicht gut. Das ist am Ende dann das Prinzip, das man hier verfolgt: Man steigt damit ja nicht ein.“
Nach zehn ergebnislosen Verhandlungstagen sehe man sich nun gezwungen, den Druck auf die Lufthansa zu erhöhen – und das gehe eben nur mit einem Warnstreik. Streikende oder gar protestierende Lufthansa-Piloten gab es heute am Frankfurter Flughafen allerdings nicht zu sehen: Sie haben ihren freien Tag offenbar anders genutzt.