Lufthansa hindert jüdische Passagiere an Weiterflug

Es ist ein Aufschrei in den sozialen Medien. Wie jetzt bekannt wurde, hat die deutsche Lufthansa einer Gruppe orthodoxer Juden den Weiterflug von Frankfurt nach Budapest verweigert. Der Grund: Einige wenige aus der Reisegruppe hatten sich auf dem Flug geweigert, Masken zu tragen. Die Lufthansa sieht sich deshalb mit Antisemitismusvorwürfen konfrontiert.

Und das war geschehen: Nach Passagierberichten waren am 04. Mai über 100 orthodoxe Juden auf dem Weg von New York nach Budapest. Bei einem Zwischenstopp am Frankfurter Flughafen seien 127 erkennbar jüdisch aussehende Passagiere am Boarding der Lufthansamaschine gehindert worden.
Video: „Aus betrieblichen Gründen auf dem Flug von New York, müssen wir allen Passagieren hier den Weiterflug streichen. Sie wissen, warum.“ – „Wir wissen es nicht!“
Hintergrund seien Vorfälle auf dem Flug von New York nach Frankfurt gewesen. Passagiere hätten sich geweigert, einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen. Nach den Worten mehrerer Passagiere waren dies aber Einzelfälle und betraf nicht alle Juden auf dem Flug. Trotzdem seien diese kollektiv an der Weiterreise gehindert worden. Rund 30 nicht jüdisch aussehende Personen hätten dagegen den Flug antreten dürfen.
Passagiervideos am Gate zeigen die Situation vor Ort.
Video: „Es waren jüdische Personen, die das Chaos und die Probleme gemacht haben.“ – „Es waren also Juden, die Probleme gemacht haben, deshalb wird allen Juden der Weiterflug verboten?“ – „Nur für diesen Flug.“
Lufthansa hat den Vorfall am Frankfurter Flughafen inzwischen bestätigt und sich gestern Abend auf Twitter geäußert.
Sprecherin Lufthansa
„Wir entschuldigen uns bei allen Gästen nicht nur dafür, dass sie nicht reisen konnten, sondern auch dafür, dass ihre persönlichen Gefühle verletzt wurden. […] Wir werden mit den betroffenen Fluggästen in Kontakt treten, um uns zu entschuldigen und offen zu diskutieren, wie wir unsere Abläufe in solchen Situationen verbessern können.“
Ein Statement, das eine Welle der Empörung bei den Twitter-Nutzern hervorruft:
„Kollektivbestrafung ist so ein Nazi-Ding.“
„Schulen Sie ihre Mitarbeiter zum Thema Antisemitismus. Unfassbar.“
„Sofort alle beteiligten Verantwortlichen entlassen. Das Statement ist peinlich und nichtssagend.“
Menschen seien offenbar wegen ihres Glaubens diskriminiert worden. Das sei nicht akzeptabel, sagt uns der Antisemitismusbeauftrage von Hessen, Uwe Becker, am Rande einer Israelreise. Der bisherige Umgang der Lufthansa mit dem offensichtlichen Fehlverhalten werde dem Vorgang nicht gerecht.
Uwe Becker, CDU, Antisemitismusbeauftragter Hessen
„Wenn man an der Stelle Jüdinnen und Juden diskriminiert hat, dann gilt das auch sozusagen klar, sich zu diesem Fehlverhalten zu bekennen. In dem Moment, wo ich das verallgemeinere, erweckt man zumindest den Eindruck, als ob man sich der Sache zumindest in Gänze nicht bewusst ist. Und da wünschte ich mir ein Stück weit eine andere Reaktion. Ich finde aber, zumindest ein wichtiger Schritt ist getan. Aber ich glaube noch schneller und noch mehr Transparenz wäre sicher auch an dem Punkt hilfreicher gewesen.“
Auf wiederholte Interviewanfragen bei der Deutschen Lufthansa bekam 17:30 Sat.1 LIVE heute eine Absage. Man befinde sich derzeit in der Prüfung des Vorfalls und gebe keine Interviews.