Luftbrücke für Hilfsgüter und Flüchtlinge

Die Ukraine Air Rescue – eine Vereinigung freiwilliger Piloten und Helfer – wollen eine Luftbrücke für die Ukraine einrichten, um vor allem medizinisches Gerät und Medikamente an die Grenze zu bringen. Nun sind die ersten beiden Maschinen vom Flugplatz Mainz-Finthen aus gestartet. Wir haben den Flug exklusiv begleitet.

Sieben Uhr in der Früh auf dem Flugplatz Mainz-Finthen: Die ersten Meter werden die Flugzeuge noch gezogen, die ersten Meter einer langen Reise an die ukrainische Grenze. Helfer von verschiedenen Organisationen beladen die kleinen Flugzeuge, wie diese Cessna, mit wichtiger Fracht.
Travis Kelley, Ukraine Air Rescue: „Das sind kritische Hilfsgüter, Medikamente, OP-Hilfsgüter, die dann direkt in die Ukraine hineingefahren werden.“
Insgesamt 1,5 Tonnen Fracht. An Bord kommen auch sogenannte Rape Kits.
Viktoria Boiko, Hilfsorganisation Blau-Gelbes Kreuz: „Das sind Tests, die bestätigen können, dass eine Vergewaltigung stattgefunden hat. Jede Tat muss dokumentiert werden. Die Welt muss das wissen.“
Die Ukraine Air Rescue zielt vor allem auf kleine Maschinen ab: Sie seien viel schneller als ein LKW an der Grenze – und können von ehrenamtlichen Piloten geflogen werden. Wie Manos Radisoglou. Der Fluglotse fliegt normalerweise Rettungseinsätze im Mittelmeer für die Humanitarian Pilots Initiative. Die kooperiert mit der Ukraine Air Rescue. Auch Manos fliegt heute das erste Mal von Mainz-Finthen aus.
Um kurz nach 8 geht es los: Die Cessna hebt ab. Vom Flugplatz geht es in das polnische Rzeszów – Reszow ist 1200 Kilometer von Mainz entfernt. Bis zur ukrainischen Grenze sind es von hier noch knapp 100 Kilometer und 170 Kilometer bis ins ukrainische Lwiw.
Das Fliegen bereitet Radisoglou weniger Sorgen, als dass, was ihn am Boden erwartet.
Manos Radisoglou, Pilot Humanitarian Pilots Initiative: „Wir müssen dann schauen, wie es vor Ort läuft, die Fracht auszuladen; hoffentlich sind alle Leute da. Heute Nacht waren noch Passagiere, die wir abholen wollten in den Luftschutzbunkern, deswegen hoffen wir da, dass alles gut gegangen ist und vor Ort alles klappt.“
Nach zweieinhalb Stunden landet die Cessna in Rzeszów. Nicht nur wegen der Hilfsflieger ist die weltpolitische Lage hier deutlich zu spüren.
Manos Radisoglou, Pilot Humanitarian Pilots Initiative: „Wir haben da einiges an Fracht drinnen.“
Aber die Güter verladen die Männer schnell und nach Plan. Nicht nach Plan verläuft Teil zwei des Plans: Flüchtlinge mit zurück nehmen. Die angemeldeten Passagiere sind noch nicht da.
Manos Radisoglou, Pilot Humanitarian Pilots Initiative: „Die einen sind grad über die Grenze drüber, haben gesagt, sie sind in 60 Minuten da, ich weiß nicht, aus welcher Stadt sie kommen; ich nehme an, Lwiw. Nachts war es nicht klar, ob es klappt, morgens hat sie gesagt, es klappt alles, sie schaffen es pünktlich und jetzt müssen wir gucken.“
Nach einer Stunde dann die erlösende Nachricht: Die Flüchtlinge sind ebenfalls in Rzeszów angekommen. Olena und Wasyl – beide fast vollständig blind – besteigen den Flieger, zusammen mit einer Dolmetscherin. Beim Rückflug gibt es Gegenwind. Fünf Stunden dauert die Reise, bis Radisoglou die Cessna wieder landet. Olena und Wasyl erzählen uns, wie sie sich fühlen.
Wasyl: „Es ist sehr hart. Nicht im Sinne von hart, sondern es ist sehr schwer, weil meine Frau letztes Jahr gestorben ist.“
Olena: „Tatsache ist, dass wir alles überlebt haben.“
Sie beide starten nun vorläufig in ein neues Leben: Und die Piloten schon bald wieder ihre Maschinen – denn es sollen viele mehr werden.