Lehrergewerkschaft beklagt hohe Arbeitsbelastung

 „Bildungsnotstand“ – klingt drastisch. Das sind die Worte der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft in Rheinland-Pfalz. Sie beklagt eine mangelnde Unterrichtsversorgung, weil Lehrer fehlen. Vor allem an Grund-, Förder- und Schwerpunktschulen. Wir schauen uns die Folgen mal an der Mainzer Goethe-Grundschule an.

Letzter Schultag vor den Winterferien, Fastnacht steht vor der Tür. Und so haben sich einige Erstklässler der Mainzer Goethe-Grundschule schon mal in Schale geworfen. Rosenmontagsstimmung will bei Lehrerin Bettina Schneider-Stransky aber nicht so richtig aufkommen. Zu groß sind die Herausforderungen. Rund 85 Prozent der Schüler hier haben einen Migrationshintergrund. Und entsprechend unterschiedliche Bildungsvoraussetzungen.
Bettina Schneider-Stransky, Lehrerin Goethe-Grundschule Mainz
„Ich habe ein Kind, was noch nie in der Schule war. Der Junge ist acht Jahre alt, war noch nie in der Schule. Der muss praktisch die Buchstaben lernen. Und dann ein anderes Kind, der hat halt Probleme beim Lesen. Und so muss ich den ganzen Morgen, bin ich nur am Hin- und Herspringen. Der nächste kann aber schon rechnen. Da macht sich ‘ne Schere breit, die versuche ich dann halt aufzufangen durch viel Differenzierung. Aber man kann’s manchmal nicht leisten.“
Helfen könnten mehr Grundschullehrer, Pädagogen und Sozialarbeiter. Und natürlich kleinere Klassen. Aber das würde noch mehr Personal erfordern – das es jetzt schon nicht gibt. Lehrermangel und krankheitsbedingte Ausfälle können von der Schule kaum noch aufgefangen werden.
Gabriele Erlenwein, Schulleiterin Goethe-Grundschule Mainz
„Wir behelfen uns mit Studentinnen und Studenten für die Sekundarstufe, für den gymnasialen Bereich. Die bekommen Vertretungsverträge. Und die Not an den Grundschulen ist oft, oder häufig schon so groß, dass man Studenten, die vor dem Master sind, teilweise sogar vor dem Bachelor sind, einsetzen muss, um die Arbeit zu gewährleisten.“
Damit ist die Goethe-Grundschule nicht allein. In Rheinland-Pfalz mache sich der Lehrermangel derzeit besonders an den Grund-, Förder- und Schwerpunktschulen bemerkbar. So die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, kurz GEW. Insgesamt 345 neue Lehrstellen in diesem Schuljahr, darunter 100 Vertretungsstellen, reichten landesweit nicht aus.
Klaus-Peter Hammer, Vorsitzender GEW Rheinland-Pfalz
„Die Situation an den rheinland-pfälzischen Schulen ist extrem. Man kann sagen, es brennt. Die Kolleginnen und Kollegen stehen mit dem Rücken zur Wand. Das Grundschullehramt ist nicht attraktiv, weil’s einfach schlechter bezahlt wird im Vergleich zu anderen Lehramtsstudiengängen. Deswegen ist es dringend notwendig, dass man auch in Rheinland-Pfalz, wie schon in anderen Bundesländern, das Grundschullehramt aufwertet.“
Eine bessere Bezahlung von Grundschullehrern. Und attraktivere Rahmenbedingungen an den Schulen durch Bürokratieabbau und mehr qualifizierte Lehr- und Förderkräfte. Davon würden an der Goethe-Grundschule in Mainz alle profitieren. Lehrer wie Schüler.