Lebensmittelskandal in Südhessen betrifft auch Mensen in Darmstadt

Der Lebensmittelskandal in Hessen um keimbelastete Nahrungsmittel weitet sich aus. Offenbar sind auch die Mensen der Darmstädter Hochschulen betroffen. Der Obst- und Gemüsebetrieb aus Südhessen, der im Fokus der Ermittlungen steht, hat wohl geschnittene Karotten an die Hochschulen geliefert. Dort wurden sie dann zu Kuchen verarbeitet und verkauft.

Und um diesen Rüblikuchen geht es. Seit Jahren wird er an den Mensen der Hochschule und Universität Darmstadt ausgegeben. Seit Montag ist bekannt, dass geschnittene Möhren von der Gernsheimer Firma Maus in dem Kuchen verarbeitet wurden – bis letzte Woche.
Volker Rettig, Leiter Hochschulgastronomie
„Man hat da erst mal eine Schrecksekunde in dem Moment und dann fängt man natürlich sofort an, zu arbeiten und zu prüfen, welche Schritte als nächstes einzuleiten sind.“
Denn die Firma soll mit Bakterien verunreinigtes Gemüse verkauft haben. Gemüse, das unter anderem auch an das Sana-Klinikum in Offenbach geliefert worden ist. So sollen sich mehrere Menschen mit Listerien infiziert haben. Einer von ihnen ist letzten November gestoben.
Daher hat das Studierendenwerk Darmstadt kontrolliert, ob auch die Möhren mit Listerien belastet waren.
Volker Rettig, Leiter Hochschulgastronomie
„Dann wurde aber auch relativ schnell klar, nach Recherche bei der Lebensmittelkontrolle beim Kreis Groß-Gerau, dass die Ware nicht von der Firma verarbeitet wurde, sondern auch zugekauft wurde und nur damit gehandelt wurde. Und damit war natürlich für uns erst mal Entwarnung gegeben.“
Die Universität hat erst in dieser Woche von den schwerwiegenden hygienischen Mängeln bei der Firma Maus erfahren, obwohl der Kreis Groß Gerau das Unternehmen bereits im Februar geschlossen hatte.
Thomas Will, SPD, Landrat Groß-Gerau
„Der Betrieb in Gernsheim hat mehrere Produktionsteile. Das eine ist der Schnittbetrieb, in dem es zu dem sehr bedauerlichen Vorfall gekommen ist, und der ist umgehend geschlossen worden. Aber der andere Betriebsteile, wo Produkte weiter veräußert werden, der konnte nicht geschlossen werden, durfte auch nicht geschlossen werden, weil dort eben keine Verfehlungen festgestellt worden sind.“
Zwei Jahre lang hat der Kreis die Firma Maus nicht kontrolliert, obwohl die Vorschriften zwei Kontrollen im Jahr verlangen. Deshalb soll das Veterinäramt, das Lebensmittel kontrolliert, künftig dem Landrat und Gesundheitsdezernent direkt unterstellt sein.
Zusätzlich müsse das Land die Kreise bei den Lebensmittelkontrollen unterstützen. Das fordert die Verbraucherzentrale Hessen. Erst recht, da es nach dem Fleischbetrieb Wilke nun den zweiten Lebensmittelskandal in kurzer Zeit gibt.
Philipp Wendt, Vorstand Verbraucherzentrale Hessen
„Es hilft den Betrieben dabei, die Gesetzte einzuhalten, wenn sie auf der anderen Seite auch noch angemessen überwacht und kontrolliert werden. Und da haben wir die Situation in Hessen, dass da anscheinend etwas nicht ganz in Ordnung ist. Wenn man sich die verschiedenen Zahlen anguckt, verantwortlich sind ja die Landkreise, dann ist die Überwachungsdichte deutlich zu gering in einzelnen Landkreisen sogar unter 50%.“
Volker Rettig vom Studierendenwerk Darmstadt ist froh, dass die Karotten nicht zur mutmaßlich verseuchten Ware des Gemüsebetriebs gehören. In Zukunft wird der Rüblikuchen aber nicht mehr mit Möhren der Firma Maus hergestellt.