Leben mit COPD
Sie ist schon jetzt eine der häufigsten Todesursachen in Deutschland: COPD – eine Volkskrankheit, die vielen gar nicht bekannt ist – und das, obwohl die Zahlen immer weiter steigen. COPD ist die englische Abkürzung für „chronisch obstruktive Lungenerkrankung“. Sie wird vor allem durchs Rauchen verursacht – selbst dann, wenn man das Laster schon lange abgelegt hat. Wir haben Betroffene aus Mainz und Wiesbaden begleitet.
Wenn Rolf-Dieter Voss nach Hause kommt, dann nie ohne sein mobiles Gerät. Denn der 78-Jährige braucht rund um die Uhr Sauerstoff. Drei Stunden hält die Batterie, zuhause wechselt er dann auf die feste Station mit 12 Metern Sauerstoffschlauch. Die Lungenerkrankung ist bei ihm immer weiter vorangeschritten, obwohl er vor 20 Jahren mit dem Rauchen aufgehört hat.
Rolf-Dieter Voss, COPD-Patient
„Aber was kaputt ist in der Lunge, ist kaputt. Das repariert sich nicht mehr. Anders ist es, wenn Sie eine andere Krankheit haben. Wenn ich schlecht höre, kriege ich ein Hörgerät. Aber die Lunge ist kaputt, die ist fertig.“
Mit seiner Lebensgefährtin teilt er ein ähnliches Leid, sie hat Lungenhochdruck. Bei Rolf-Dieter Voss wurde eine schwere COPD festgestellt, sein Lungenvolumen schafft nur noch 30 Prozent des Möglichen. Bei der chronischen Lungenerkrankung verschleimen die Bronchien, defekte Lungenbläschen bilden sich und können kaum noch Sauerstoff wandeln. Das kann bei jeder Anstrengung zur Atemnot führen.
Rolf-Dieter Voss, COPD-Patient
„Ohne Sauerstoff wird es heute sehr schwer für mich, durchzukommen. Ganz ruhig in die Ecke setzen, ganz ruhig versuchen zu atmen. Aber langsam, aber sicher wird der Sauerstoff im Blut immer weiter fallen.“
Schlimmstenfalls können die Patienten ersticken. Hierzulande leidet jeder 14. über 40 Jahren an COPD. Neben Feinstaub ist die häufigste Ursache das Rauchen, obwohl die Zahl der Raucher sinkt. Doch die Lunge hat ein Langzeitgedächtnis und schlägt verspätet zurück. Zudem ist die Dunkelziffer bei den Erkrankten hoch.
Prof. Michael Kreuter, Direktor Lungenzentrum Mainz
„Wer heute 70 ist und hat mit 50 aufgehört zu Rauchen – dann hat er die Erkrankung zwar vielleicht mit 40 entwickelt, vielleicht mit 35. Als er aufgehört hat, hat er noch nichts gemerkt. Auch mit 60 nicht. Aber mit dem zunehmenden Alter merkt er das auf einmal.“
Neben Sauerstoffzufuhr und Medikamenten setzt die Therapie vor allem auf Sport, um die Lunge zu stärken. Rolf-Dieter Voss geht zweimal pro Woche ins Fitnessstudio und obendrein in eine spezielle Lungensportgruppe. Dort kann er sich auch mit Leidesgenossen austauschen, so wie Jürgen Frischmann. Der 62-Jährige ließ sich vor einigen Jahren bei einer Operation kleine Ventile in die Lunge einsetzen. Eine gängige Methode, besser atmen konnte er dennoch nicht finden.
Jürgen Frischmann, COPD-Patient
„Also ich habe den Strohhalm gesucht. Wenn du Atemnot hast, kriegst keine Luft mehr und stehst da, greifst du nach jedem Strohhalm.“