Landwirte protestieren in Mainz

In Mainz war heute die Mobilität ein Thema, zumindest für viele Pendler, die heute Morgen im Stau steckengeblieben waren. Grund für den Stau: Landwirte mit ihren Traktoren, die aus dem ganzen Land zusammengekommen waren, um ihrem Unmut Ausdruck zu verleihen.

Strömender Regen erwartet die Bauern heute Morgen bei ihrem Protestzug in Mainz, ein Umstand der die erhitzten Gemüter aber kaum abkühlen kann. Denn obwohl der Regen nach der anhaltenden Dürre den einen oder anderen Landwirt gefreut haben dürfte, sehen sich die Protestierenden durch die neue Pestizidrichtlinie der Europäischen Union in ihrer Existenz bedroht. Hintergrund ist ein Vorschlag der EU, der die bestehenden Regeln deutlich verschärfen soll. So soll die Verwendung chemischer Pestizide bis 2030 um die Hälfte reduziert werden. Außerdem soll der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in sensiblen Bereichen wie Naturschutzgebieten ganz verboten worden.
Markus Puder, Sprecher „Land schafft Verbindung“:
„Durch diese Verordnung ist es nicht mehr möglich auf einer großen Fläche in Rheinland-Pfalz ordnungsgemäß Landwirtschaft zu betreiben. Das heißt, FFH-Natura 2000-Gebiete, auf denen wir jahrelang, jahrzehntelang produzieren konnten, sind jetzt de facto Verbotsgebiete. Die EU bricht ihr gegebenes Wort, auf dem Papier geschrieben und enteignet uns dadurch, dass wir nicht mehr auf unserem Eigentum produzieren können.“
René Unger, Landwirt aus Mauchenheim
„Wir würden unseren Betrieb verkleinern müssen, beziehungsweise die nächste Generation, die hinter mir sitzt, die bräuchte sich, glaube ich, gar keine Gedanken mehr zu machen, wie dass dann weitergehen soll. Also, das wäre ein Schlussstrich für Weinbau und für Ackerbau wahrscheinlich.“
In einem Schreiben reagiert die Europäische Kommission heute auf die Vorwürfe der Bauern und betont, man wolle Pestizide nicht verbieten, sondern nur nach Möglichkeit zu reduzieren. Das sei besonders für den Erhalt von Artenvielfalt und natürlichen Bestäubern unumgänglich.
Zitat Europäische Kommission
„Pestizide töten Bestäuber. […] In der EU ist bereits die Hälfte der Anbauflächen für Pflanzen, die von Bestäubern abhängig sind, von einem Bestäubungsdefizit betroffen.“
Europäische Kommission
Argumente, die heute in Mainz nicht verfangen. Die Demonstranten befürchten ein Höfesterben und warnen vor einer zunehmenden Abhängigkeit von Nahrungsmittelimporten aus dem Ausland. Sie haben das Gefühl, dass die Politiker in Brüssel und Berlin sie im Regen stehen lassen.