Landesregierung stellt Wasserstoffstudie vor

Bald ist es soweit: Dann rollt die weltweit größte Flotte von emissionsfreien Wasserstoffzügen durch Hessen. Den Startschuss für das Projekt hat Volker Wissing gestern gegeben – der Bundesverkehrsminister spricht schon von einem „Wasserstoff-Zeitalter“. Doch Moment. Soweit sind wir dann doch noch nicht. Aber immerhin ist das Projekt ein erster Schritt in Sachen emissionsfreier Öffentlicher Personen-Nahverkehr. Ab Dezember rollen die Züge vom Rhein-Main-Gebiet in den Taunus. Jetzt kommt das Aber. Wasserstoff zu gewinnen ist aufwändig und teuer. Deswegen muss ganz genau überlegt werden, wofür man ihn sinnvoll einsetzen kann. Die rheinland-pfälzische Landesregierung hat dafür eine Studie in Auftrag gegeben und heute die Ergebnisse in der Mainzer Staatskanzlei vorgestellt. Doch wir beginnen den Beitrag an einem deutlich heißeren Ort.

Und zwar an einem Schmelzofen des Mainzer Glas-Giganten Schott. Der Guss erreicht hierbei eine Temperatur von bis zu 1.700 Grad. Ein energetischer Kraftakt. Und besonders in energieintensiven Unternehmen wie diesem, könnte Wasserstoff in Zukunft sinnvoll zum Einsatz kommen, um den Co2 Ausstoß zu verringern.
Das ist auch ein Ergebnis der Wasserstoffstudie, die die Ausgangslage in Rheinland-Pfalz analysieren und mögliche Strategien aufzeigen soll.
Die Landesregierung stellt für die Erforschung und den Ausbau der Wasserstofftechnologien in den Bereichen Industrie, Unternehmen und Kommunen rund 184 Millionen Euro bereit. 500.000 Euro davon, flossen in die Studie.
Malu Dreyer, SPD, Ministerpräsidentin Rheinland-Pfalz
„Das erste Wichtige ist, dass die Studie uns wirklich bescheinigt, dass Rheinland-Pfalz wirklich auf einem sehr guten Weg ist, was den Ausbau der Wasserstoffstrategie betrifft und zum Zweiten hat es uns eigentlich noch mal bestätigt in der Annahme, dass wenn wir unser Industrieland in die Zukunft führen wollen, dass wir da viel tun müssen, dass Wasserstoff sowohl importiert werden kann, als auch hier entsteht und da haben wir jetzt noch mal sehr sehr gute Hinweise, was in den nächsten Schritten zu tun ist. Die Studie ist ja mit der Industrie, der Wirtschaft und anderen zusammen auch entwickelt worden.“
Wasserstoff als Energieträger der Zukunft… in der Anwendung zwar klimafreundlich, in der Umsetzung aber ein Kosten- und Energiefresser. Damit er auch grün produziert werden kann, gibt es in Rheinland-Pfalz noch einiges zu tun.
Katrin Eder, Bündnis 90 / Die Grünen, Klimaschutzministerin Rheinland-Pfalz
„Die wichtigsten Erkenntnisse sind natürlich die der Energiebedarfe. Wasserstoff ist wahnsinnig energieintensiv und um grünen Wasserstoff zu produzieren, brauchen wir erneuerbaren Strom. Und bei der zu erwartenden Wasserstoff-Nachfrage in Rheinland-Pfalz bedeutet das einfach, dass wir bei den Erneuerbaren Energien noch sehr viel stärker unsere Ziele formulieren müssen.“
Der Energiebedarf der rheinland-pfälzischen Wirtschaft ist sehr hoch. Die Schwerpunkte liegen bei der Nutzfahrzeug-Industrie, der Chemie, der Eisen- und Stahlindustrie, aber auch bei der Produktion von Papier und Glas.
Daniela Schmitt, FDP, Wirtschaftsministerin Rheinland-Pfalz
„Da brauchen wir zum einen die dezentrale Verfügbarkeit von Wasserstoff-Tankstellen. Das ist ein Thema, das wir auch mit dem Bund gemeinsam fördern werden, weil wir liegen geographisch in der Mitte Deutschlands, in der Mitte Europas, haben große Verkehrsachsen und dann ist es für die Nutzfahrzeuge auch hier sich entsprechend betanken zu können.“
Auch die Infrastruktur an den Binnenhäfen von Mosel und Rhein muss in Zukunft ausgebaut werden. Dafür braucht es aber zunächst eine Machbarkeitsstudie.
CO2-Ausstoß einsparen – das ist das erste Ziel beim Einsatz von Wasserstoff-Technologie. Doch es wird klar: Das dauert! Auch beim Spezialglas-Hersteller Schott in Mainz. Das Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 klimaneutral zu produzieren. Aktuell wird hier deshalb in einem Pilotprojekt die Beimischung von Wasserstoff getestet.