Landarztmangel in der Pfalz

Ärztemangel – ein Problem, das seit Jahren bekannt ist, sich aber immer weiter zuspitzt. Vor allem auf dem Land. Deshalb forderte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach jüngst, dass die Länder mehr Studienplätze anbieten sollen. Wie die Forderung auf dem Land ankommt und wie gravierend der Ärztemangel jetzt schon ist, zeigt ein Beispiel aus dem Kreis Kaiserslautern.

Der Ausblick auf Queidersbach ist idyllisch, nicht aber der Ausblick in die Zukunft des Orts, denn die 2.800 Einwohner haben bald keinen Hausarzt mehr. Ende des Jahres möchte Michael Gebhardt dann mit 68 Jahren in Rente gehen. Bis vor wenigen Jahren gab es hier noch fünf Ärzte. Nachfolger haben sich nie gefunden.
Dr. Michael Gebhardt, Hausarzt in Queidersbach
„Die jüngere Generation von Arztkollegen ist nicht mehr bereit die Risiken voll und ganz auf sich zu nehmen. Die sagen: ‚Warum soll ich das unternehmerische Risiko wählen, wenn ich eine Anstellung kriegen kann in einem Medizinischen Versorgungszentrum oder wo auch immer. Oder bei einem niedergelassenen Kollegen, der bereit ist das Risiko zu tragen.'“
Weitere Gründe seien die zunehmende Bürokratie und die hohe Arbeitsbelastung. Queiderbachs Ortsbürgermeister Ralph Simbgen sucht schon fünf Jahre nach einem Nachfolger. Auch mit einem Werbevideo. Der Ort bietet sogar an, die alte Schule zu einem Medizinischen Versorgungszentrum umzubauen. Alle Maßnahmen ohne Erfolg. Daher sorgt er sich um die medizinische Versorgung im Ort.
Ralph Simbgen, CDU, Ortsbürgermeister Queidersbach
„Da gehe ich fest davon aus, dass das nicht mehr richtig funktioniert, weil auch die Praxen, die in der Region drum herum sind, keine neue Patienten mehr aufnehmen. Die gar nicht in der Lage sind, neue Patienten aufzunehmen, weil sie einfach am Ende sind, sie sind absolut ausgelastet.“
Das trifft vor allem das Seniorenzentrum im Ort. Pflegedienstleiterin Simon Bieck befürchtet, dass die 43 Bewohner ohne einen Hausarzt nicht mehr ordentlich versorgt werden könnten.
Simone Bieck, Pflegedienstleitung Seniorenzentrum Queidersbach
„Weil einfach wahrscheinlich die Wege und die Zeit länger wird, bis etwas geklärt werden kann. So kann man kurz anrufen, er entscheidet das direkt, weil er seine Bewohner gut kennt. Das wird in Zukunft wahrscheinlich nicht so sein.“
Eine Situation, wie man sie in Rheinland-Pfalz und Hessen flächendeckend findet. Allein über die Website der Kassenärzlichen Vereinigung suchen über hundert Orte einen neuen Arzt. Und die Prognose ist düster: Bis Ende 2025 müssen über die Hälfte der Hausarztstellen neu besetzt werden. Gleichzeitig wird die Bevölkerung immer älter und somit gebrechlicher.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach fordert nun die Länder auf, mehr Medizinstudienplätze anzubieten. Dem erteilt der rheinland-pfälzische Gesundheitsminister Clemens Hoch eine Absage. Aus dem Gesundheitsministerium heißt es schriftlich:
„Das Land Rheinland-Pfalz hat die Anzahl der Studienplätze in der Humanmedizin in der Legislaturperiode 2016 – 2021 um 15 % auf 450 pro Jahr erhöht. Diese Zahl wird auf diesem für die Universitätsmedizin Mainz sehr hohen Niveau auch im Jahr 2023 erhalten bleiben.“
Alles gute Maßnahmen, findet Michael Gebhardt, aber sie würden erst in 15 Jahren helfen. Die Politik müsse kurzfristigere Lösungen finden.
Dr. Michael Gebhardt, Hausarzt in Queidersbach
„Ja die Frage ist, ob nicht Geldströme umverteilt werden müssten, aus dem Gesundheitssystem, um es hier attraktiver zu machen im ländlichen Bereich. Das ist immer eine der Möglichkeiten, dass man sagt: Bringt Geld ins Land und dann wird das Land auch bewässert.“
Ansonsten könnte es in Orten wie Queidersbach bald ungemütlich werden. Denn dass sich in den nächsten Jahren hunderte Ärzte auf dem Land niederlassen, ist nicht in Sicht.