Längste Hängebrücke Deutschlands entsteht in Willingen

Die „Geierlay“ ist eine der Touristenattraktionen in Rheinland-Pfalz. Zehntausende besuchen die spektakuläre Hängeseilbrücke jedes Jahr. Bisher ist ein solches Bauwerk in der Region einmalig. Das wird sich jetzt aber ändern, denn das nordhessische Willingen zieht nach – und das wird nicht weniger spektakulär.

Hoch oben über dem Tal schwebt er, der neue Skywalk. Fast 100 Meter trennen die Brücke von dem darunter liegenden Parkplatz, Schwindelfreiheit ist also dringend erforderlich. Die Idee dazu hatte eine Gruppe Willinger Gastronomen. Ihr Ziel: Noch mehr Touristen in die Region locken.
Arndt Brüne, Geschäftsführer Skywalk Willingen
„Die Idee existiert seit 2017. Damals hatten wir uns schon als Ziel gesetzt, diese beiden wichtigen Wandergebiete, den Willinger Ettelsberg mit Usseler Musenberg zu verbinden. Und dann stießen wir tatsächlich auf ein Vorbild in Reutte in Tirol und dann haben wir gedacht: Das wäre das richtige für die Willinger Mühlenkopfschanze.“
Die kennen die meisten aus dem Skisprung-Weltcup, der jeden Winter in Willingen Station macht. Von hier aus hat man den Skywalk perfekt im Blick – und umgekehrt genauso. Mit fast 670 Metern Länge ist er die zweitlängste Fußgängerseilbrücke der Welt, direkt nach dem Bauwerk in Tirol.
Arndt Brüne, Geschäftsführer Skywalk Willingen
„Die Umsetzung war schwieriger als gedacht. Wir haben voller Euphorie angefangen, hatten erst einen alternativen Standort und kriegten da aus naturschutzrechtlicher Sicht keine Genehmigung. Dann haben wir uns für diesen Standort entschieden. Und dann mussten unterschiedliche Fallbeispiele abgearbeitet werden. Also 100 km/h Sturm, ein Meter Schnee auf der Brücke, Eis von der Seite oder der Sturm trifft ins erste Drittel der Brücke ein.“
Auch wenn es eher unwahrscheinlich ist, dass diese theoretischen Szenarien hier eintreten, die Brücke ist jetzt für alles gewappnet – Sicherheit geht eben vor.
Fünf Jahre hat die Vorbereitung gedauert, seit vergangenem Sommer wird endlich gebaut. Eine Schweizer Spezialfirma hat sich des Projekts angenommen und ist aktuell dabei, die Beleuchtung zu installieren und das Bauwerk für die Besucher zu sichern.
Arndt Brüne, Geschäftsführer Skywalk Willingen
„Zusätzlich haben wir für die Sicherheit Hydraulikzylinder, die die ganze Brücke halten. Sollte der Sturm zu stark werden, können wir die Brücke entspannen, sodass sie noch tiefer hält und nicht mehr so windanfällig ist.“
Insgesamt 4,5 Millionen Euro kostet der Skywalk, privat finanziert durch eine eigens dafür gegründete Gesellschaft. Einmal im Jahr muss die Brücke gewartet werden, auch das kostet Geld. Deshalb müssen die künftigen Besucher auch Eintritt bezahlen; elf Euro für Hin- und Rückweg.
Arndt Brüne, Geschäftsführer Skywalk Willingen
„Das ist schon unbeschreiblich. Wir hatten es vorher in der Theorie, man wusste aber nicht genau, wo sie hängt. Wir wussten, es ist ungefähr 100 Meter Höhe, aber wie weit so eine Brücke durchhängt, wo sie genau hergeht, das sieht man dann erst, wenn sie gebaut wird oder wenn das erste Seil gezogen wird, das ist ein unglaublich schönes Gefühl.“
Wie es sich anfühlt, auf der Brücke zu stehen, können die ersten Besucher voraussichtlich ab Ende Juni herausfinden. Dann wollen Arndt Brüne und seine Kollegen den Skywalk eröffnen – und Hessen um eine gigantische Attraktion reicher machen.