Künstliche Intelligenz – Was kann ChatGPT?

Willkommen zurück zu unserer heutigen Sendung, in der wir uns mit der neuesten Technologie im Bereich der Künstlichen Intelligenz beschäftigen. Wussten Sie, dass es mittlerweile sogar KI-Modelle gibt, die in der Lage sind, menschenähnliche Konversationen zu führen? Ja, Sie haben richtig gehört! – An dieser Stelle muss ich Ihnen etwas gestehen. Der Text gerade kam aus dem Computer. Autor war ChatGPT. Und das Programm kann noch mehr: Aufsätze verfassen, Fragen beantworten – eine Technologie, die Fragen aufwirft: Mensch oder Maschine?

„Schreibe eine Rede von Boris Rhein zur anstehenden Landtagswahl in Hessen“ – nur wenige Sekunden später hat ChatGPT eine Rede geschrieben, die verblüffend echt klingt.
„Wir müssen uns für eine nachhaltige Zukunft einsetzen, in der wir die Umwelt schonen und gleichzeitig Wohlstand und Wachstum fördern.“
Die Entwickler haben den Chatbot unzählige Texte im Internet durchforsten lassen – so hat ChatGPT gelernt, wie menschliche Kommunikation funktioniert. Die Anwendungsmöglichkeiten scheinen beinahe endlos. Vor allem an Schulen macht die künstliche Intelligenz, kurz KI, die Runde: Ein fertiger Aufsatz per Knopfdruck – Hausaufgaben ließen sich noch nie schneller erledigen. Lehrer stellt das vor große Herausforderungen.
Sarah Nesselrodt, Lehrerin am Karolinen-Gymnasium Frankenthal
„Man war schon erst mal erschrocken und hat sich Gedanken gemacht, was dieses Programm jetzt mit dem Unterricht und mit den Schülerarbeiten macht und inwiefern es das ganze verändert. Wir haben im Dezember einige schriftliche Arbeiten formulieren lassen und da waren sehr gute dabei, wo wir jetzt im Nachhinein eben uns gefragt haben, ob die möglicherweise mithilfe dieses Programms entstanden sind.“
Was nun? Flucht nach vorne. Denn verbieten kann die Schule ChatGPT nicht. Stattdessen bindet sie die künstliche Intelligenz aktiv in den Unterricht mit ein. Was kann sie? Und was kann sie nicht? Darum geht es heute im Englischunterricht.
Jan Toth, Schüler am Karolinen-Gymnasium Frankenthal
„Wir haben jetzt hier zwei Zeitungsartikel bekommen und da haben wir in der letzten Stunde schon die hauptsächlichen Aspekte rausgearbeitet und dann haben wir jetzt praktisch hier nochmal die Texte einfach in unseren Bot einkopiert und haben jetzt praktisch die Ergebnisse, die wir herausgearbeitet haben, damit verglichen.“
Das Ergebnis: Anfangs etwas oberflächlich. Nach der Bitte um mehr Details kommen dann relativ ähnliche Antworten zu denen der Schüler heraus. Und doch sind sie nicht ganz zufrieden.
Jan Toth, besucht den Englisch-Leistungskurs
„Es fehlen die persönlichen Erfahrungen, weil, ich meine, als Schüler oder generell jetzt wir als Gruppe haben vielleicht dann ein bisschen andere Sichten als jetzt ein Computer auf die ganze Sache und ich finde da fehlen einfach diese personalen Aspekte, die man halt gar nicht dann rein bringen kann. Er hat so diese grundlegenden Dinge, aber dann so vielleicht, wo es jetzt wirklich ins Detail geht, das fehlt dann komplett einfach.“
Zudem schleichen sich hin und wieder Fehler ein, sowohl in der Rechtschreibung als auch inhaltlich. Eine von ChatGPT verfasste Hausaufgabe könnte also auffallen – muss aber nicht. Trotzdem sieht Lehrerin Sarah Nesselrodt darin keine Gefahr, sondern ein Tool, das sich sinnvoll einsetzen lässt.
Sarah Nesselrodt, Englischlehrerin
„Ich denke, es fördert, dass die Schüler ihre Aufgaben kritisch hinterfragen können. Und dass sie eben auch das Material, was das Programm generiert, dass sie das kritisch hinterfragen müssen sogar. Und das versuchen wir jetzt hier im Kurs auch zu erarbeiten, dass man diese Antworten, die das Programm gibt, dass ich die nicht eins zu eins übernehmen kann.“
Bei den Schülern kommt dieser Umgang mit ChatGPT gut an.
Olivia Stachow, Schülerin am Karolinen-Gymnasium Frankenthal
„Ich denke, Nachteile hat das Programm, wenn man nicht damit arbeitet, sondern dagegen. Wenn man im Unterricht das Programm mit einbindet, hat es jetzt nicht wirklich einen Unterschied zu Google, was ja schon davor vorhanden war. Schüler hatten schon immer die Möglichkeit, irgendwie zu recherchieren und Hilfe auch von den Eltern oder so in Hausaufgaben mit einzubeziehen, das ist jetzt nicht wirklich was anderes.“
Christin Kruse, Schülerin am Karolinen-Gymnasium Frankenthal
„Also ich finde es schon sinnvoll, gerade darüber zu informieren und auch zu lehren, weil ich meine, künstliche Intelligenzen werden sich nur weiter entwickeln, es wird einfach immer mehr geben in Zukunft, deswegen muss man schon lernen damit zu arbeiten, damit umzugehen und es auch erkennen zu können.“
Auch wenn ChatGPT verblüffend gute Ergebnisse liefert – es gibt noch Schwachstellen. Doch die KI steckt noch in den Kinderschuhen, sie wird sich stetig verbessern und immer schwieriger zu erkennen sein. Für Schulen bedeutet das vor allem: sie müssen sich anpassen.
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Markus Appelmann, Moderator: Ja, die spannende und etwas unheimliche Zukunft. Darüber wollen wir mehr erfahren. Deshalb schalten wir jetzt zu Prof. Katharina Zweig von der rheinland-pfälzischen Technischen Universität in Kaiserslautern. Guten Abend.
Prof. Katharina Zweig, Informatikerin TU Kaiserlautern-Landau: Guten Abend, Herr Appelmann.
Appelmann: Der Computer bietet den Schülern ja jetzt schon eine große Unterstützung, wenn ich nur an Google und Co. denke. Was kann ChatGPT darüber hinaus noch bieten?
Zweig: Ja, ChatGPT ist wirklich ein sehr interessantes Programm. Die Schüler können ChatGPT bitten, ihnen die Hausaufgabe in Deutsch zu erledigen, und wahrscheinlich kommt der Text mit weniger Rechtschreibfehlern und mehr Kommas zurück, als wir das normalerweise kriegen würden.
Appelmann: Schüler werden wohl immer öfter ChatGPT benutzen. Müssen Lehrpläne umgestellt werden? Ja, muss Schule neu gedacht werden?
Zweig: Das ist natürlich immer eine gute Frage, aber wir haben ja auch in der Vergangenheit schon neue Technologien in den Unterricht eingeführt. Als der Taschenrechner aufkam, hat man sich auch Sorgen gemacht, dass Kinder dann die Grundrechenarten nicht mehr können. Und wie haben wir das gelöst? In der Grundschule gibt es keinen Taschenrechner und irgendwann führt man die Kinder dann an die Nutzung dieses neuen Werkzeuges heran. Und ich nehme an, dass wir das bei ChatGPT genauso machen werden.
Appelmann: Sie haben sich ChatGPT ganz genau angeschaut. Wie schlau ist das neue Programm wirklich? Auf den Punkt gebracht: Was kann es?
Zweig: Ja, das ist wirklich erstaunlich. Gerade bei Marketingtexten finde ich es ganz hervorragend. Man muss halt sehr aufpassen, wenn es anfängt über “Fakten” zu reden, denn die können auch gerne mal falsch sein. Es ist keine Suchmaschine und sollte nicht als Suchmaschine behandelt werden.
Appelmann: Abschließend der Blick in die Zukunft der Künstlichen Intelligenz. Was kommt denn als nächstes auf uns zu? An was forschen Sie, was bald zu unserem Alltag dazu gehören könnte?
Zweig: Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber mir steht die Steuererklärung wieder bevor und ich würde mir wünschen, dass die mit KI intelligenter zu befüllen wäre. Dass ich also mit einem Programm sprechen kann und dass weiß, in welches Feld was eingetragen werden muss, dass es mich fragt. Also intelligente Formulare. Ich glaube, das würde uns alle sehr erleichtern.
Appelmann: Danke Prof. Katharina Zweig von der rheinland-pfälzischen Technische Universität.
Zweig: Vielen Dank auch. Schönen Abend noch.