Künstliche Intelligenz warnt vor Ertrinken

Künstliche Intelligenz kann Aufsätze schreiben, Künstliche Intelligenz kann Pläne entwerfen und jetzt kann Künstliche Intelligenz sogar Leben retten. Das zumindest ist der Plan im Kleinfeldchen-Schwimmbad in Wiesbaden. Dort hat man das neue Computersystem getestet und zieht eine durchaus positive Bilanz.

Alarm auf der Uhr von Bademeister Shahabeddin Khatibi. Ein Badegast liegt bewegungslos auf dem Boden des Schwimmerbeckens. Jetzt gilt es keine Sekunde zu verlieren.
Es ist nur ein Test, aber er hat funktioniert. Ausgelöst wird das Signal durch Künstliche Intelligenz, die hier seit zwei Jahren getestet wird. Vier Kameras sind rund um das Schwimmerbecken positioniert und zeichnen jede Bewegung der Badegäste im Wasser auf. Bei Auffälligkeiten schlägt das System Alarm.
Shahabeddin Khatibi, Fachangestellter für Bäderbetriebe Wiesbaden
„Bei den Notfällen kriege ich Alarm, einen akustischen und einen vibratorischen Alarm hier auf meine Smartwatch. Da wird das komplette Becken hier aufgezeichnet, Einstiegstreppe, Startblöcke, dann weiß ich genau, wo der genaue Unfallstandort ist.“
Und die KI lernt dazu. Um Fehlalarme zu minimieren, geben Khatibi und seine Kollegen immer wieder Rückmeldung, ob der Alarm korrekt ausgelöst hat. Das System vergleicht diese Daten mit denen anderer Nutzer weltweit und wird so immer präziser.
Um mögliche Badeunfälle auch im Nachhinein rekonstruieren zu können, werden die aufgezeichneten Daten in Absprache mit Datenschutzbeauftragten eine gewisse Zeit lang auf einem Server gespeichert. Die meisten Badegäste stört das nicht, im Gegenteil.
„Die Bademeister können natürlich auch nicht alles überblicken und so eine KI hat den Blick natürlich ständig drauf und wenn man dann irgendwie untergeht oder leise ertrinkt, sag‘ ich mal, kann die Alarm schlagen, finde ich ein tolles System.“
„Ich meine, ich bin sowieso ein relativ guter Schwimmer, trotzdem könnte es einem ja mal schlecht ergehen, kreislaufmäßig oder so, und dann wäre so ein System auf jeden Fall auch für einen guten Schwimmer geeignet, ja.“
Und auch die Bademeister sehen in der Künstlichen Intelligenz vor allem Vorteile.
Shahabeddin Khatibi, Fachangestellter für Bäderbetriebe Wiesbaden
„Ich fühle mich sicherer mit System, wenn ich hier am Becken arbeite, weil egal, wie ich hier am Becken rumlaufe oder wie ich meine Augen auf das Becken habe, trotzdem gibt es mal Ecken, gibt es mal Situationen, dass man das nicht sehen kann.“
Ersetzen kann die Technik das Aufsichts- und Rettungspersonal aber nicht.
Thomas Baum, Betriebsleiter Wiesbadener Bäderbetriebe
„Die Künstliche Intelligenz kann viel, aber sie kann hier niemanden aus dem Wasser ziehen. Sie kann uns helfen bei der Detektion von Ertrinkenden-Unfällen, aber sie wird uns nicht bei der Rettung helfen können.“
30.000 bis 40.000 Euro legt der Betreiber dafür jedes Jahr auf den Tisch. Die Investition sei aber jeden Cent wert.
Thomas Baum, Betriebsleiter Wiesbadener Bäderbetriebe
„Ich gehe davon aus, dass wir in den nächsten Jahren und Jahrzehnten ohne ein derartiges System nicht mehr auskommen werden, auch uns insbesondere vor dem Hintergrund des anhaltenden Fachkräftemangels, dem wir ja auch irgendwie begegnen müssen.“
Und so soll die KI hier auch weiterhin eingesetzt werden – statt wie bisher in einem, künftig in vier Becken.