Künstliche Intelligenz hilft bei Herstellung von Ahler Wurscht

Land und Leute kennenlernen, egal wo auf der Welt, das läuft immer auch übers Essen und Trinken. Auch in unserer Region, in Hessen oder Rheinland-Pfalz, hat jede Gegend ihr ganz eigenes Nationalgericht. Was dem Frankfurter sein Äbbelwoi und Handkäs und dem Pfälzer sein Saumagen, das ist dem Nordhessen seine Ahle Wurscht. „Ahle“ steht für alt – wegen der langen Reifung. Und genau bei diesem langen, aufwändigen Produktionsprozess soll nun künstliche Intelligenz helfen.

Egal ob Stracke, Runde oder Feldkieker – die Ahle Wurscht hat in Nordhessen Kultstatus. Bis zu 50.000 von ihnen hängen hier im Caldener Wurschtehimmel. Ganz nach alter Machart – langsam gereift in traditionellen Lehmkammern und dadurch haltbar gemacht. Schlaues Rezept, könnte man sagen. Und jetzt kommt auch noch künstliche Intelligenz dazu.
Katharina Koch, Metzgermeisterin
„Also es geht um Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Luftbewegung usw. und wir haben mit viel ausprobieren und langjähriger Erfahrung jetzt herausgefunden, welche die optimalen Bedingungen sind für den Reifeprozess einer Ahlen Wurscht. Aber es ist halt ein komplexer Prozess, der von vielen Faktoren abhängig ist, auch vom Wetter usw. und es ist halt hilfreich, wenn man das mal irgendwie festhält, dieses Wissen, und dann raus auch Erkenntnisse ziehen kann.“
Das Ziel: Der Intuition und Erfahrung Daten zur Seite stellen. Die Sensoren in den Würsten unterstützen so die Sinne des Metzgers. Momentan lernt die KI noch, sie sammelt jede Menge Daten, erst später wendet sie ihr Wissen an, versucht Muster und Zusammenhänge zu erkennen, um am Ende der Handwerkerin unter die Arme zu greifen.
Immanuel König, Informatiker Uni Kassel
„Da steckt einfach super viel Wissen drin der Handwerker, die das schon Hunderte Jahre machen, die Nase ist ja schon super geschult, der riecht das. Jetzt muss jeden Tag jemand hier hoch, muss lüften muss schließen und das mehrmals am Tag. Da wär‘s natürlich toll, wenn man das vereinfachen könnte. Das wird nicht ganz weggehen, wird immer noch ein Handwerk bleiben.
Mit 100.000 Euro fördert das hessische Digitalministerium das Projekt „Ahle Wurscht trifft KI“. Es soll auch auf Bäckereien oder die Käse- und Weinherstellung übertragbar sein.
Katharina Koch, Metzgermeisterin
„Es ist ja so, dass Fachkräfte schwer zu finden sind, gerade im Handwerk. Und da ist es natürlich gut, wenn man den Kollegen sagen kann: ‚Wir sind hier ein moderner Betrieb, wir haben hier technischer Hilfsmittel, die Arbeit ist nicht mehr so mühsam und anstrengend, sondern ihr habt hier gute Hilfsmittel und wir sind digital und modern‘, ist ja nicht verkehrt.“
Fehler erkennen und Arbeit erleichtern. Doch der Metzger selbst soll keinesfalls ersetzt werden. Keine autonome Wurst also.
Immanuel König, Informatiker Uni Kassel
„Das ist ein Assistenzsystem, ähnlich wie bei einem Fahrzeug vielleicht, das einem auch sagt, dass die Straße glatt ist oder dass man heute langsamer fährt oder vielleicht beim Bremsen hilft, aber das übernimmt jetzt nicht das Fahren. Das wollen wir hier nicht, hier wird’s keine Roboter geben, hier gehen Menschen hin und machen die Wurst händisch.“
Klassisch von der Hand in den Mund, auch daran ändert sich nichts. Hauptsache es schmeckt. Erste reife Ergebnisse soll die künstliche Intelligenz Ende des Jahres liefern.